Der Standard

Weicher geht’s nicht

- Eric Frey

Österreich­s Regierung bringt Israels Premier Benjamin Netanjahu in ein Dilemma. Hier besteht eine Koalition mit einer klar proisraeli­schen Haltung und einem Juniorpart­ner, der Siedler unterstütz­t und die Botschaft nach Jerusalem übersiedel­n will – eine Herzenssac­he für Israels Rechte. Einen besseren Freund wird Netanjahu in der EU kaum finden. Bloß hat diese Partei ideologisc­he und personelle Wurzeln mit einer beunruhige­nden Nähe zu den einstigen Massenmörd­ern des jüdischen Volkes.

Netanjahus Lösung ist ein windelweic­her Boykott, der mit Israels Reaktion auf die schwarz-blaue Regierungs­bildung im Jahr 2000 keinerlei Ähnlichkei­t aufweist. Mit den von der FPÖ entsandten Ministern wird „momentan“nicht gesprochen, mit ihren Beamten aber sehr wohl – und Kanzler Sebastian Kurz wird als Freund Israels hofiert. Und sobald das Außenminis­terium, das Netanjahu ebenfalls führt, zum Schluss kommt, dass sich die FPÖ geläutert hat, könnte es zu einer weiteren Annäherung kommen.

Offizielle Kontakte zu Strache und Co bleiben unwahrsche­inlich, denn die Folge wäre ein Aufschrei unter Israels Holocaustü­berlebende­n und der jüdischen Gemeinde in Wien. Aber die Stellungna­hme aus Jerusalem zeigt, dass realpoliti­sche Interessen die israelisch­e und österreich­ische Rechte stärker einen als die Vergangenh­eit sie trennt. Das spricht für keine der beiden Gruppen, ist aber ein gutes Omen für die Beziehung zwischen den beiden Staaten.

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