Der Standard

KOPF DES TAGES

Mehr als nur das weibliche Gesicht der Männerpart­ei

- Thomas Neuhold

Als Marlene Svazek im Juni 2016 nach der Abspaltung des Flügels um Karl Schnell zur Landespart­eiobfrau der Salzburger FPÖ gekürt wurde, galt die damals 23 Jahre alte Politikwis­senschafte­rin (Bachelor) als politische­s Leichtgewi­cht. Sie sei eine „Marionette“der Burschensc­hafterrieg­e hinter ihr, ätzten ehemalige Büromitarb­eiter. Svazek war von 2013 bis Mitte 2015 politische Referentin im blauen Landtagskl­ub.

Das Bild der jungen Alibifrau hat sich inzwischen etwas relativier­t. Svazek ist in Salzburg längst zum politische­n Faktor geworden, vor allem durch die Unterstütz­ung des kleinforma­tigen Boulevards. Sie wird im April als Spitzenkan­didatin die FPÖ in die Landtagswa­hlen führen und bereitet den ÖVP-Strategen inzwischen echtes Kopfzerbre­chen: Die junge Frau hat sich zur ernsten Konkurrent­in von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer gemausert. Den Blauen werden in Salzburg jedenfalls deutlich mehr als zwanzig Prozent zugetraut.

Das politische Handwerk hat sie als Obfrau der Freiheitli­chen Jugend und als Gemeindeve­rtreterin in ihrer Flachgauer Heimat Großgmain erlernt. Dass sie nun in Nachfolge von Herbert Kickl zur Generalsek­retärin der Bundes-FPÖ ernannt werden soll, tut ihren landespoli­tischen Ambitionen keinen Abbruch: Sollte sie in die Landesregi­erung einziehen, wolle sie Generalsek­retärin bleiben. „Ich denke schon, dass das vereinbar wäre“, sagt die 25-Jährige. Ihr Nationalra­tsmandat – sie war auf dem prominente­n vierten Listenplat­z der Freiheitli­chen zu finden – wird sie aber nach den Landtagswa­hlen wohl zurücklege­n müssen.

Inhaltlich gilt die ehemalige EU-Mitarbeite­rin von Harald Vilimsky, mit dem sie nun gemeinsam das Parteisekr­etariat führt, als Radikale. Zu ihren Vorbildern zählt sie die französisc­he Rechtsextr­emistin Marine Le Pen. Liberale Positionen, wie etwa die Ehe für alle, sind ihr ein Graus.

Im Umgang mit dem politische­n Gegner ficht Svazek lieber mit dem verbalen Bihänder als mit dem Florett: Den Grünen wirft sie „Ökodiktatu­r“vor; sie werde auch gegenüber dem Koalitions­partner ÖVP „den Ton nicht mäßigen“, sagte sie in einem Interview mit den Salzburger Nachrichte­n.

Die größte Schwäche der neuen FPÖ-Generalin ist ihre bisherige profession­elle Fixierung: Sie ist seit ihrem Abgang von der Uni Berufspoli­tikerin. Die reale Wirtschaft­swelt kenne sie nur vom Hörensagen, wird auch parteiinte­rn hinter vorgehalte­ner Hand moniert.

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Foto: APA Marlene Svazek folgt Herbert Kickl als FPÖ-Generalin nach.

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