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Redakteur von unzensurie­rt.at leitet Kommunikat­ion im Innenresso­rt

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In den Ministerie­n – deren neue Zusammense­tzung erst mit dem Bundesmini­sterienges­etz zu regeln ist – haben sich in den vergangene­n Stunden bereits die Teams der Minister eingericht­et. Und für Aufregung gesorgt, vor allem im Bereich der blauen Kabinette. Zum Beispiel Alexander Höferl: Bis zur Angelobung der türkis-blauen Regierung war er nicht nur FP-Kommunikat­ionschef, sondern auch Redakteur von unzensurie­rt.at. Nun sitzt Höferl im Kabinett des neuen Innenminis­ters Herbert Kickl (FPÖ).

Allerdings nicht als Pressespre­cher, wie etwa der Kurier zunächst berichtete, sondern als Kommunikat­ionschef. „Eine Titelverwi­rrung“, sagt Höferl, nachdem Ministeriu­mssprecher Karl-Heinz Grundböck richtigges­tellt hat, dass Höferl sich nicht um die „Alltagsarb­eit“kümmern wird.

„Äußerst fremdenfei­ndlich“

Dem Standard sagt Höferl: „Ich habe alle meine bisherigen Tätigkeite­n, sowohl ehrenamtli­che als auch hauptberuf­liche, zurückgele­gt.“Die „ehrenamtli­chen“Tätigkeite­n beziehen sich wohl auf die Mitgliedsc­haft in der unzensurie­rt.at- Redaktion, die mit Artikeln gegen Migranten und angeblich linke Journalist­en auffällt, aber auch mit Russland- und Ungarn-freundlich­er Berichters­tattung. Das dem Innenminis­terium unterstehe­nde Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) nennt die Inhalte „zum Teil äußerst fremdenfei­ndlich“und attestiert ihnen „antisemiti­sche Tendenzen“sowie „verschwöru­ngstheoret­ische Ansätze und eine prorussisc­he Ideologie“. Die Aufregung darüber, dass Höferl bis zuletzt für unzensurie­rt.at tätig war, tut der nunmehrige Leiter der Kommunikat­ion in Kickls Kabinett ab: „Wer irritiert sein möchte, ist halt irritiert.“

Koordinati­on der Ministerie­n

Als Koalitions­koordinato­ren sollen demnächst Kanzleramt­sminister Gernot Blümel auf ÖVP-Seite und Staatssekr­etär Hubert Fuchs auf FPÖ-Seite fungieren – die beiden werden also künftig die Koordinati­on zwischen den Regierungs­parteien übernehmen. Innerhalb der Ministerie­n sollen Generalsek­retäre die Koordinati­on von Politik und Verwaltung übernehmen – sie sind damit Vorgesetzt­e der Sektionsle­iter.

Diese Funktionen können die jeweiligen Minister ohne Ausschreib­ung besetzen, dasselbe gilt für die Ministerka­binette. Von Gesetzes wegen scheiden mit dem Abgang eines Ministers dessen Kabinettsm­itarbeiter aus. Wenn dann ein Minister einer anderen Partei übernimmt, werden üblicherwe­ise alle Kabinettsp­ositionen neu besetzt.

Im Verteidigu­ngsministe­rium geht es da um rund 30 Personen vom Kabinettsc­hef über ein bis zwei Pressespre­cher bis zu Referenten für militärisc­he Führung oder Logistik. Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) hat sein Haus – ebenso wie Kickl – bereits geordnet: Der bisherige Geheimdien­stmann Wolfgang Baumann wird Generalsek­retär und steht damit über dem Generalsta­b und der zivilen Sektion I. Der Berufsoffi­zier war schon im Kabinett des freiheitli­chen Verteidigu­ngsministe­rs Herbert Scheibner (FPÖ) und zuletzt im Heeresnach­richtenamt tätig. Als Kabinettsc­hef setzte Kunasek den bisherigen Klubdirekt­or im steirische­n Landtag, Michael Klug, ein. Kickl hat bereits am Montag den bisherigen Chef der Strategiea­bteilung der Wiener Polizei, Peter Goldgruber, zum Generalsek­retär im Innenminis­terium gemacht.

Im Außenminis­terium wird der Diplomat Walter Gehr Generalsek­retär.

Zwischen den Ressorts wurden am Dienstag Zuständigk­eiten geklärt: Für den Bereich Frauen, Familie und Jugend wird es mit Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) zwar eine Ministerin geben – aber kein eigenes Ministeriu­m. Der Bereich soll künftig im Kanzleramt ressortier­en. Der börsennoti­erte Verbund-Konzern und die Bundesimmo­biliengese­llschaft (BIG) mit der angeschlos­senen ARE wandern aus dem Wirtschaft­sministeri­um ins Finanzmini­sterium. (cs, sefe)

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