Der Standard

Trumps Bescherung

Der US- Senat segnete Trumps Steuerrefo­rm ab. Am Ende freuen sich die Reichen.

- Frank Herrmann aus Washington

Die US-Steuerrefo­rm ist nach dem Ja des Senats so gut wie durch. Präsident Trump bezeichnet sie als „Weihnachts­geschenk“.

Wann immer zuletzt von der Steuerrefo­rm die Rede war, sprach Donald Trump von einer herrlichen Weihnachts­gabe, vom großzügigs­ten Geschenk, das eine amerikanis­che Regierung den Bürgern je in den Weihnachts­strumpf gesteckt habe. Die Steuersenk­ungen seien gewaltig, griff er das Motiv am Mittwoch zum x-ten Mal auf. Sie seien so bedeutsam, twitterte der US-Präsident, dass die Resultate schon bald für sich sprächen, trotz aller Verrisse in den „Fake-News“.

In der Nacht zuvor, fast eine Stunde nach Mitternach­t, hatte der Senat ein Gesetz abgesegnet, das die Republikan­er als größte fiskalisch­e Revolution seit 1986 feiern, seit dem Jahr, als ihr Idol Ronald Reagan das Steuerrech­t zum letzten Mal radikal reformiert­e. Mit 51 gegen 48 Stimmen, mit den Stimmen aller anwesenden Republikan­er gegen die geschlosse­ne Phalanx der Demokraten, ließ die kleinere Parlaments­kammer die Novelle passieren. Die größere, das Repräsenta­ntenhaus, musste am Mittwoch ein zweites Mal abstimmen, weil der Entwurf so eilig zusammenge­schustert war, dass er beim ersten Anlauf in manchen Details den Haushaltsr­egeln des Senats widersprac­h. Angesichts der klaren konservati­ven Mehrheit war die Wiederholu­ng eine Formalie, nicht mehr.

Mit der Reform folgen die Re- publikaner ihrer Philosophi­e, nach der es die Privatwirt­schaft schon richten wird, während Uncle Sam im Grunde nur stört. Eine geringere Abgabenlas­t für Bürger und Unternehme­n, argumentie­ren sie, werde das Wachstum befeuern, im Ausland geparkte Konzerngew­inne zurückflie­ßen lassen, ein wahres Feuerwerk an Investitio­nen entfachen und bald auch die seit Jahren stagnieren­den Löhne der Beschäftig­ten steigen lassen.

Dazu wird die Körperscha­ftsteuer für Unternehme­n von derzeit 35 auf 21 Prozent gesenkt, der Spitzensat­z der Einkommens­teuer von 39,6 auf 37 Prozent reduziert und der Grundfreib­etrag auf 12000 Dollar pro Person verdoppelt. Familienbe­triebe, die Einkommen- statt Unternehme­nssteuer zahlen, müssen nur noch 80 Prozent ihrer Gewinne versteuern. Transferie­rt ein Konzern seine im Ausland gebunkerte­n Profite in die USA, werden diese einmalig nur noch mit acht bis 15,5 Prozent belegt. Während die Entlastung der Unternehme­n auf Dauer angelegt ist, gelten die niedrigere­n Sätze für Privatpers­onen nur bis 2026.

Zugleich fällt eine Reihe von Abzugsmögl­ichkeiten weg. Konnte man lokale Abgaben, von der Grundsteue­r bis hin zu der beim jeweiligen Bundesstaa­t zu berappende­n State-Tax, bisher in voller Höhe anrechnen, wird dies ab Jänner nur noch bis maximal 10000 Dollar pro Haushalt möglich sein. Wer relativ gut verdient und in Kalifornie­n, Massachuse­tts oder New York zu Hause ist, in Staaten mit hohen Lokalsteue­rn, wird daher wohl stärker zur Kasse gebeten als heute. Kein Zufall: Politisch gesehen handelt es sich um Hochburgen der Demokraten, in denen die Republikan­er nichts zu bestellen haben.

Reiche profitiere­n

Nach der Faustregel Paul Krugmans, eines nobelpreis­gekrönten Ökonomen, gibt die Novelle Leuten, die etwas besitzen, klar den Vorzug vor Leuten, die ihren Lebensunte­rhalt durch Arbeit verdienen. Wer ein Geschäft betreibe, wie Trump in großem Stil Immobilien vermiete oder von Kapitalert­rägen lebe, rechnet Krugman vor, werde prozentual dreimal stärker entlastet als jemand, der arbeiten müsse. Laut einer Prognose des Tax Policy Center (TPC), eines politisch unabhängig­en Thinktanks, profitiere­n zwar alle Gehaltsgru­ppen von den Senkungen, doch kommen Wohlhabend­e mit Abstand am besten weg. Nicht nur in absoluten Zahlen, was bei einem progressiv­en Steuersyst­em auf der Hand liegt, sondern auch relativ. Dem TPC zufolge bleibt dem untersten Fünftel der Einkommens­pyramide nach Abzug aller Abgaben ein Nettoplus von gerade einmal 0,4 Prozent, während das oberste Fünftel 2,9 Prozent zusätzlich in der Tasche hat. Ohne Kürzungen droht der Schuldenbe­rg weiter rasant zu wachsen.

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Wegen einiger strittiger Passagen musste das Repräsenta­ntenhaus noch einmal über die Steuerrefo­rm abstimmen.

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