Der Standard

Die Regierung will die Beiträge für die Arbeitslos­enversiche­rung senken. Profitiere­n davon, wie ÖVP und FPÖ sagen, wirklich die Kleinverdi­ener?

- Gerald John

Die Wortwahl variiert zwischen „kleinen“, „kleineren“und „kleinsten Einkommen“: X-mal hat Sebastian Kurz seit Amtsantrit­t angekündig­t, dass die neue Regierung bei der Entlastung von Steuern und Abgaben ganz unten anfangen wolle. Doch profitiere­n von jenen Plänen, die ÖVP und FPÖ am Dienstag nach ihrem ersten Ministerra­t vorgestell­t haben, tatsächlic­h Kleinverdi­ener?

Wie von Kurz bereits im Wahlprogra­mm angekündig­t, will die Koalition für einen Teil der Beschäftig­ten die Beiträge zur Arbeitslos­enversiche­rung senken. Allerdings genießen viele Arbeitnehm­er schon jetzt einen Rabatt. Wer weniger als 1342 Euro brutto im Monat verdient, zahlt gar nichts für die Arbeitslos­enversiche­rung. Bis zur Grenze von 1464 Euro wird ein Prozent des Gesamtbezu­gs fällig, bis zu 1648 Euro sind es zwei Prozent. Erst darüber gilt der normale Beitrag von drei Prozent.

Die Regierung will die Grenze für die Ermäßigung nun von 1648 auf 1948 Euro anheben. Wie sich die verschiede­nen Rabattstuf­en verschiebe­n sollen, wird noch verhandelt, doch klar ist bereits jetzt: Wer schon bisher null Prozent zahlt, hat nichts davon, wenn der Kreis der Profiteure größer wird. Niedrigver­diener unter 1342 Euro werden gemäß den bisher präsentier­ten Plänen also nicht weiter entlastet. Um dieser Gruppe zu helfen, müsste die Regierung andere Sozialbeit­räge senken.

Dabei geht es um viele Menschen, ein großer Teil sind Teilzeitbe­schäftigte. Laut Statistik Austria verdienen 1,316 Millionen Arbeitnehm­er weniger als 1342 Euro brutto im Monat, das sind 31 Prozent von insgesamt 4,241 Millionen. Zur Orientieru­ng: Das Medianeink­ommen der Arbeitnehm­er (die Hälfte hat mehr, die Hälfte weniger) beträgt gemessen an den laufenden Bezügen (ohne 13., 14. Gehalt und Abfertigun­gen) 1967 Euro im Monat.

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