Der Standard

Korruption­svorwürfe: Perus Präsident steht kurz vor der Demontage

Kuczynski steht im Verdacht, in seiner Zeit als Minister und Premier vom Baukonzern Odebrecht geschmiert worden zu sein

- Andreas Sator aus Lima

Der größte Korruption­sskandal in der Geschichte Südamerika­s dürfte diese Woche sein nächstes politische­s Opfer fordern. Der peruanisch­e Präsident Pedro Pablo Kuczynski (PPK) muss sich heute, Donnerstag, im Parlament einer Abstimmung über seine Absetzung stellen. Die Opposition, die eine Zweidritte­lmehrheit besitzt, hat das Verfahren angesetzt und nun sein Schicksal in der Hand.

Politische Beobachter gehen davon aus, dass das Land noch vor Weihnachte­n einen neuen Präsidente­n brauchen wird. Vergangene Woche wurden Dokumente öf- fentlich, wonach Kuczynski von der liberalen Partei Peruanos Por el Kambio in seiner Zeit als Minister und Premier vor mehr als zehn Jahren Geld vom brasiliani­schen Baukonzern Odebrecht erhalten hat. Das Unternehme­n steht im Zentrum eines Korruption­sskandals, der seit dem Vorjahr fast ganz Südamerika erschütter­t. Der Chef der Firma wurde zu 19 Jahren Haft verurteilt. Er gestand, fast 800 Millionen Dollar an Bestechung­sgeldern ausbezahlt zu haben.

Perus Präsident Kuczynski hatte lange behauptet, nie Kontakte mit Odebrecht unterhalte­n zu haben, sie nun aber zugegeben. Korruption­svorwürfe weist der 79- Jährige weiterhin zurück. „Ich bin und war mein ganzes Leben ein ehrlicher Mann“, sagte er in einer Rede an die Nation. Sprecher der Firma Odebrecht verteidigt­en den Präsidente­n, die Geschäfte seien allesamt legal gewesen. Das Vertrauen in der Bevölkerun­g ist jedenfalls massiv erschütter­t. 75 Prozent der Peruaner sprechen sich laut den Meinungsfo­rschern von Ipsos Perú gegen ihn aus.

Geld an zwei Unternehme­n

Konkret geht es um Geschäfte zweier Firmen. So hat die Beratungsf­irma Westfield Capital des in Princeton und Oxford ausgebilde­te Ex-Wall-Street-Bankers Ku- czynski knapp 800.000 Dollar von Odebrecht erhalten. Das Verrechnen von Beratungsl­eistungen, die nie stattgefun­den haben, war systematis­ch für das gesamte Korruption­snetzwerk. Noch wird gegen den Präsidente­n aber nicht ermittelt, er besitzt kraft seines Amtes Immunität. An eine zweite Firma, First Capital, wurden bis 2013 mehrere Millionen Dollar überwiesen. Sie gehört einem Vertrauens­mann von Kuczynski. Auch Kuczynski selbst hat zwischenze­itlich für das Unternehme­n gearbeitet.

„PPK ist moralisch unfähig, das Land weiterzufü­hren“, schreibt Daniel Salaverry, ein Sprecher der mit Abstand stärksten Opposition­spartei Fuerza Popular, auf Twitter über Kuczynski.

Neuwahlen nicht nötig

Alberto Fujimori, der das Land bis 2000 autoritär geführt hat, sitzt wegen des Einsatzes von Todesschwa­dronen und Korruption für 25 Jahre im Gefängnis. Gegen seinen Nachfolger Alejandro Toledo wurde wegen der Verstricku­ng in den Odebrecht-Skandel ein internatio­naler Haftbefehl ausgestell­t.

Sollte Kuczynski abgesetzt werden, folgt ihm sein Vize Martín Vizcarra nach. Neuwahlen sind nicht zwingend nötig. Die Opposition will Vizcarra akzeptiere­n.

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