Sexueller Missbrauch an Gymnasium: Mehr als 30 Verdachtsfälle
Korneuburg – Weitaus mehr von sexuellem Missbrauch betroffene unmündige Schülerinnen als ursprünglich angenommen dürfte es in einem Gymnasium im südöstlichen Niederösterreich geben, wo Ende November ein Lehrer festgenommen wurde. „Es haben sich inzwischen weitere Opfer gemeldet“, bestätigte der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Korneuburg, Friedrich Köhl, am Mittwoch.
Der Austria Presse Agentur liegen Informationen vor, denen zufolge sich der Pädagoge, der an der Schule Werkerziehung unterrichtet hat, an dutzenden Kindern vergriffen haben könnte. Der Lehrer soll sich dabei teilweise perfider Methoden bedient haben, indem er etwa vorgab, im Dunkeln Experimente durchzuführen. Bei den Betroffenen handelt es sich großteils um Mädchen im Alter von elf und zwölf Jahren. Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass es zu den Vorfällen abseits des Unterrichts im Schulgebäude gekommen sei.
Wie Behördensprecher Köhl bestätigte, sollen rund 30 Kinder im Zuge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen kontradiktorisch als Zeugen vernommen werden. Der zumindest teilweise geständige Lehrer, dessen Untersuchungshaft vor kurzem um einen Monat verlängert wurde, wird danach mit ihren Angaben konfrontiert und noch einmal ausführlich befragt werden.
Ermittlungen ausgeweitet
Auch in formaler Hinsicht wurden die Ermittlungen ausgeweitet. Die Anklagebehörde geht nun von schwerem sexuellen Missbrauch von Unmündigen, sexuellem Missbrauch von Unmündigen, dem Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses und sexueller Belästigung und öffentlichen geschlechtlichen Handlungen aus.
Ins Rollen kam der Fall, als besorgte Eltern eine Anzeige gegen den Pädagogen eingebracht hatten. Daraufhin wurden auch Datenträger aus der Wiener Wohnung des Mitte-30-Jährigen sichergestellt und ausgewertet.
Der Lehrer ist seit 2010 an der betroffenen Schule tätig. Die bisher bekannten Vorwürfe beziehen sich ausschließlich auf Vorgänge ab September 2017. Derzeit wird überprüft, ob es an dem Gymnasium oder an Schulen, an denen der Verdächtige früher unterrichtete, auch zu Übergriffen kam. Er hat seit 2007 eine Lehrberechtigung. Die Staatsanwaltschaft hat nun auch einen psychiatrischen Sachverständigen mit der Erstellung eines Gutachtens des Verdächtigen beauftragt. (APA, red)