Der Standard

Eröffnung von Spital Nord auf Sommer 2019 verschoben

Die Fertigstel­lung des Krankenhau­ses Nord in Wien-Floridsdor­f verzögert sich weiter. Der erste Patient soll nun erst im Juni 2019 behandelt werden. Dafür soll der Vollbetrie­b schneller umgesetzt werden, beteuern Stadt und Krankenans­taltenverb­und.

- Oona Kroisleitn­er

Wien – Noch sind die OP-Lampen, die von der Decke hängen, in Plastik gehüllt. Bunte Kabel stehen aus den Wänden, und Heizstäbe sind aus dem geöffneten Plafond herausgeki­ppt. Trotz eisiger Außentempe­raturen ist es heiß im Krankenhau­s Nord. „Wir sind mit der Technik zum Teil in Betrieb, die Heizung etwa muss getestet werden“, erklärt eine Mitarbeite­rin des Wiener Krankenans­taltenverb­unds (KAV) die tropischen Temperatur­en in der Tagesambul­anz. Darauf, dass das von Verzögerun­gen und Kostenexpl­osionen geplagte Spital mit Ende des Jahres fix-fertig sein soll, lässt noch wenig schließen.

„Wir stehen kurz vor der baulichen Fertigstel­lung“, sagte Herwig Wetzlinger, neuer KAV-Direktor, der für den Bau des Spitals Nord zuständig ist. Doch fertig ist nicht gleich fertig: „Es wird sicher noch Restarbeit­en im ersten Quartal 2018 geben.“In dieser Zeit sollen dann die letzten Fehler behoben werden. Wie der STANDARD berichtet hat, fand der Rechnungsh­of in seiner Prüfung rund 8000 Mängel. „Das ist keine Zahl, die uns schreckt“, sagte Wetzlinger. Nicht die Zahl sei ausschlagg­ebend, aber „wie schnell darauf reagiert wird“.

Betrieb in Verzögerun­g

Anfang 2018 startet die technische Inbetriebn­ahme. Der Probebetri­eb wird mehr als ein Jahr dauern. Denn der erste Patient soll erst im Juni statt – wie zuletzt angekündig­t – Anfang des Jahres 2019 behandelt werden können. Der Vollbetrie­b wird für den September angepeilt. „Ja, es gibt Verzögerun­gen. Und ja, dieses Gebäude wird teurer“, so Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er (SPÖ).

„Es wird keine Inbetriebn­ahme eines halbfertig­en Spitals geben, die Patientens­icherheit geht vor“, sagte Wetzlinger: „Wir haben die Inbetriebn­ahme verschoben, aber mit dem Anspruch, in kürzester Zeit in den Vollbetrie­b zu gehen.“Drei Monate nachdem der erste Patient aufgenomme­n wurde, soll die volle Auslastung gegeben sein. Es sei „ein ehrgeizige­s Ziel“, sagte Frauenberg­er. Sie gehe davon aus, dass der Zeitplan halten werde.

Vollbetrie­b sieht in dem neuen Krankenhau­s dann so aus: Pro Jahr sollen 46.000 Menschen stationär versorgt werden, dazu kommen 250.000 Ambulanzbe­suche. Operiert wird in 16 Sälen, dazu kommt noch ein Simulation­sraum. Drei Spitäler werden komplett übersiedel­t: das Orthopädis­che Krankenhau­s Gersthof, das Krankenhau­s Floridsdor­f und die Frauenklin­ik Semmelweis. Aus dem Otto-Wagner-Spital und dem Spital Hietzing übersiedel­n einzelne Abteilunge­n. Neu geschaffen wird unter anderem eine Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie. Laut Frauenberg­er werde das Haus „das modernste und beste“Spital in Europa sein.

Die 23 Empfehlung­en des Rechnungsh­ofs hinsichtli­ch des Spital Nord würden derzeit abgearbeit­et, erklärte Frauenberg­er. Einer der Hauptkriti­kpunkte im noch unveröffen­tlichten Rohbericht sei gewesen, dass der KAV seiner Bauherrenr­olle nicht gerecht geworden sei. Dem entgegnet man mit einem Lenkungsau­sschuss, der sich alle zwei Wochen treffen wird. Neben dem KAV-Vorstand sind auch der technische Direktor des AKH und die künftige Führung des KH Nord, die Anfang 2018 bestellt wird, darin vertreten.

Darüber, wie viel das Krankenhau­s die Stadt letzten Endes kosten wird, wollte Wetzlinger keine Auskunft geben. Wie berichtet, belaufen sich die Fertigstel­lungskoste­n auf 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro. Davon wollte die Stadt per Regress noch bis zu 200 Millionen – etwa von Baufirmen – zurückhole­n. Die tatsächlic­he Höhe könne noch nicht genannt werden: „Das wäre Kaffeesudl­esen.“

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