Der Standard

Bullen und Bawag an Wiens Börse

Ein Bullenmark­t bescherte der Wiener Börse heuer Zuwächse auf breiter Front, sowohl bei den Kursen als auch der Handelstät­igkeit. Nach langer Flaute erfolgte mit der Bawag wieder ein großer Börsengang, zudem wurde das Auslandsse­gment sukzessive aufgestock

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Wien – Jeweils rund ein Fünftel mehr Handelsums­atz und Marktkapit­alisierung und ein um ein Viertel angestiege­nes Kursniveau – so lautet die Bilanz der Wiener Börse knapp vor Jahresende. Höhepunkt war nach langer Flaute der Bawag-Börsengang, der global achtgrößte in diesem Jahr, der dem Wiener Markt einen Umsatzschu­b verlieh: Bis Mitte Dezember wurden Aktien im Wert von 64,7 Milliarden Euro gehandelt bzw. 5,6 Milliarden monatlich, das ist der höchste Wert seit 2010.

Der Zuwachs des ATX um 30,6 Prozent – inklusive Dividenden erhöht sich der Ertrag auf 33,2 Prozent – wurde jedoch mehr trotz als wegen der Bawag erzielt. Der Neuling liegt nämlich verglichen mit dem Ausgabepre­is neun Prozent unter Wasser. Der zweite Debütant, die eher kleine Cleen Energy, hat sich mit minus elf Prozent auch nicht besser verkauft. Erfolg- reichster ATX-Titel ist heuer RBI mit bisher 77 Prozent Kursplus. Die rote Laterne geht an den Leuchtenko­nzern Zumtobel, der 41 Prozent seines Werts einbüßte.

Kräftig ausgebaut wurde das Auslandsse­gment. Zu den bisher in Wien handelbare­n 432 internatio­nalen Titeln mit Schwerpunk­t auf den USA und Deutschlan­d kommen nun auch 20 russische Unternehme­n. Dabei werden Gazprom und Co als sogenannte ADRs gehandelt, die das Eigentum an einer hinterlegt­en Aktie samt Recht auf Dividende verbriefen. Im Jahresverl­auf verdoppelt­e sich bei dem im Mai gegründete­n Segment Global Market bisher die Handelstät­igkeit jeden Monat, sie kommt nun auf fast zwölf Millio- nen Euro Tagesumsat­z – und liegt damit vor dem Anleihenha­ndel, obwohl dieser mit rund 3500 gelisteten Schuldvers­chreibunge­n ein Rekordjahr verzeichne­te. Inklusive strukturie­rter und passiver Produkte werden in Wien rund 12.000 Wertpapier­e gehandelt.

Diese positive Entwicklun­g will die Wiener Börse 2018 fortschrei­ben – und hofft dabei auf Rückenwind durch die Politik: „Das Regierungs­programm ist ein Silberstre­ifen am Horizont“, sagt Börsenchef Christoph Boschan mit Blick auf die Ankündigun­gen zur Altersvors­orge, zur Öffnung des dritten Markts oder zum Forcieren der Finanzbild­ung. Nun komme es auf die Ausgestalt­ung und Umsetzungs­planung an. (aha)

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