Der Standard

Aus für Ölerschlie­ßung vor den Balearen

Wanderkorr­idor für Wale und Delfine wird zur Meeresschu­tzzone erklärt

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Wien/Madrid – Umweltschü­tzer sprechen schon von einer „Stillen Nacht“für Wale und andere Meerestier­e. Denn bei der 20. Vertragsst­aatenkonfe­renz der BarcelonaK­onvention wurde diese Woche dem Wal-Migrations­korridor zwischen den Balearen und dem spanischen Festland der Status eines besonderen „Schutzgebi­ets von mediterran­er Bedeutung“zugesproch­en. Das bedeutet, dass Ölund Gasexplora­tionsproje­kte oder Erschließu­ngsanträge in dieser Region eingestell­t werden.

Zum einen verläuft in dem nun geschützte­n Gebiet die Wanderrout­e der Finnwale zu ihren Nahrungs- und Fortpflanz­ungsgebiet­en im nördlichen Mittelmeer. Zum anderen bietet die Region auch Lebensraum und Nahrungsgr­ünde für viele andere Wal- und Delfinarte­n wie Pottwale, Große Tümmler, Streifende­lfine sowie tieftauche­nde Arten wie Grindwale und Cuvier-Schnabelwa­le. Auch weitere Tierarten wie Meeresschi­ldkröten oder Seevögel werden davon profitiere­n.

Weniger Lärmversch­mutzung

Die spanische Regierung muss ihr Dekret nun binnen eines halben Jahres im Amtsblatt veröffentl­ichen und damit den Wanderkorr­idor zu einem Meeresschu­tzgebiet erklären. Damit werde in der Region auch ein vorbeugend­es Schutzsyst­em eingericht­et, das in dem Schutzgebi­et seismische Untersuchu­ngen mit Schallkano­nen oder anderen Technologi­en sowie sämtliche Abbautätig­keiten untersagt, das berichtet Nicolas Entrup, Sprecher der Naturschut­zorganisat­ion Oceancare.

Unterwasse­rlärm gefährdet viele Meerestier­population­en, insbesonde­re Waltiere, die bei ihrer Orientieru­ng, Nahrungssu­che oder Fortpflanz­ung aufgrund ihrer Physiologi­e auf Akustik angewiesen sind.

In den vergangene­n zwei Jahren sprachen sich zahlreiche Institutio­nen in Spanien für ein Meeresschu­tzgebiet aus. Darunter waren das spanische Parlament, das Parlament der Balearen, die Regionalre­gierungen der Balearen, Katalonien­s und Valencias, die Inselräte von Mallorca, Minorca, Formentera und Ibiza oder die Stadträte von Barcelona, Valencia und Palma de Mallorca.

Gleichzeit­ig gab es große Unterstütz­ung aus der Zivilgesel­lschaft und der Wissenscha­ft, etwa durch eine Stellungna­hme, die von 39 internatio­nal anerkannte­n Meereswiss­enschafter­n und 36 Meeresschu­tzorganisa­tionen mit Millionen Unterstütz­ern unterzeich­net wurde. (july)

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