Der Standard

Eine Million als „ordentlich­e Karotte“

Ex-Lobbyist Peter Hochegger legt eine Lebensbeic­hte ab und sagt aus, er habe erstmals von einem Bankberate­r erfahren, dass ein Teil der Buwog-Provision an Karl-Heinz Grasser geflossen sei.

-

Wien – Und dann kam er doch nicht, der wohl von einigen gefürchtet­e Beweis, nur jede Menge Schilderun­gen von Details, wie alles kam. Dazwischen wurde die Sitzordnun­g abermals beanstande­t, Grassers Anwälte könnten „nicht mehr als den Schopf“von Richterin Marion Hohenecker sehen.

Im Zentrum stand am Mittwoch die Einvernahm­e des Ex-Lobbyisten Peter Hochegger: Eine lange Geschichte mit vielen Abzweigung­en, so zeichnet Hochegger am sechsten Verhandlun­gstag im Buwog-Prozess das Bild. Er sei bald 69 Jahre alt und wolle einen sehr schönen und sehr langen Lebensaben­d haben, mit innerem Frieden, gab Hochegger, der vergangene­n Freitag mit einem Teilgestän­dnis für einen Knalleffek­t gesorgt hatte, zu Protokoll.

Er habe, so sagt der Angeklagte, erstmals von einem Bankberate­r erfahren, dass ein Teil der BuwogProvi­sion an Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser geflossen sei. Dabei kamen die Buwog-Provisions­millionen zuerst in eine Briefkaste­nfirma Hocheggers auf Zypern (Astropolis). Diese sei für die „steuerscho­nende Abrechnung“da gewesen, erinnert sich der Ex-Lobbyist.

Es wurde ausgemacht, dass Hochegger 20 Prozent der Provision erhalten – die Summe war für ihn „in Ordnung“– und Walter Meischberg­er die übrigen 80 Prozent bekommen soll. Diese 80 Prozent seien dann – auf Wunsch von Meischberg­er – nach Liechtenst­ein weitergele­itet worden, schilderte Hochegger.

Drei Konten, zwei Namen

Um den Deal abzuwickel­n, habe er besagten Bankberate­r in Wien getroffen. Dieser habe erklärt, dass bei den Zahlungen die US-Briefkaste­nfirma Omega zwischenge­schaltet werde, über die das Geld nach Liechtenst­ein auf drei Konten fließen werde. Daraufhin hätte er Hochegger einen Zettel mit drei Konten, aber nur zwei Namen gezeigt. Das Konto Natalie war Meischberg­er, das Konto Karin war Ernst Plech zugeordnet. Das dritte Konto, 400.815, gehöre laut dem Banker „eurem Partner, dem Herrn Grasser“, schilderte Hochegger. Worin die Leistung von Grasser und Plech bestanden habe, weiß Hochegger nicht.

Hochegger habe damals schon gewusst: „Ich habe ein Problem. Ich war nicht couragiert genug, aus dem Deal auszusteig­en. Ich wollte auf meine Provision nicht verzichten und habe mich von der Gier treiben lassen.“Und: „Ich habe mitgeholfe­n, dass ein Amtsträger aus einem Geschäft mit der Republik 2,4 Millionen Euro bekommen hat.“Später, bei einem Besuch auf Ibiza im Jahr 2007, habe ihm Meischberg­er bei einem Gespräch über die Buwog gesagt, „ohne Karl-Heinz hätten wir das nie geschafft“.

Meischberg­er sagt heute dazu, davon abzuleiten, Grasser habe Geld aus der Provision bekommen, „ist eine perfide Konstrukti­on“. Auch Anwalt Jörg Zarbl ortet in Hocheggers Erläuterun­gen „eine Geschichte von einem PR-Profi.“

Richterin Marion Hohenecker fragte, wie sich Hocheggers Läuterung erkläre: „Wie kommt es zu Ihrer Lebensbeic­hte, zu Ihrer Umkehr?“Als Junger habe er eher spartanisc­h gelebt, sagt Hochegger, dann sei er in seinem Beruf aber gierig geworden. Eingangs hatte er auf die Frage nach der Anbahnung des Deals erklärt, Meischberg­er sei auf ihn zugekommen, weil er von seinem, Hocheggers, Kunden von der Immofinanz gewusst habe. Der habe damals eine Million Euro in den Raum gestellt, das war „eine ordentlich­e Karotte“.

Und jetzt wolle er „back to the roots?“, fragt die Richterin später. Er wolle seinen Lebensaben­d nützen, auch anderen mit seinen Erfahrunge­n weiterhelf­en, sagt der Angeklagte. Etwa in seiner Wahlheimat Brasilien. (rebu, lauf) pLiveticke­r std.at/CausaGrass­er

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria