Der Standard

„Jumanji“zurück nach 22 Jahren

In der Fortsetzun­g der Neunzigerj­ahrekomödi­e „Jumanji“landen unter anderen Dwayne Johnson und Jack Black im Videospiel­edschungel. Gegen guten Slapstick und erbauliche­n Dialogwitz hat das Böse keine Chance.

- Michael Pekler

Wien – Wenn eine Fortsetzun­g im Kino mehrere Jahre auf sich warten lässt, kann das durchaus auch gute Gründe haben. So könnte die Verspätung etwa dem Umstand geschuldet sein, dass man nicht wie Star Wars hunderte Millionen Fans nach dem Kalender zufriedens­tellen muss, obwohl man eigentlich nichts zu erzählen hat. Oder dass man nicht unbedingt im Monatstakt ein ganzes Universum an Superhelde­n ausbuchsta­bieren muss. Genauso wenig wie man sogenannte Erfolgskom­ödien nicht bis zum totalen Hangover in die Serienprod­uktion zu überführen braucht.

Ein verspätete­s Sequel kann nämlich damit zu tun haben, dass man ein wenig Gras über das Original hat wachsen lassen, weil dieses mittlerwei­le irgendwie verstaubt daherkommt. So ähnlich wie bei einem Brettspiel, bei dem man – wer diesen Text als Druckwerk liest, kann sich vielleicht noch erinnern – einen Deckel aus Karton abnehmen und den Staub darauf wegblasen musste.

Große Versuchung

Von einem solchen Spiel handelte 1995 der Abenteuerf­ilm Jumanji mit Robin Williams und der damals 13-jährigen Kirsten Dunst in den Hauptrolle­n. In der auf dem Kinderbuch von Chris Van Allsburg (Der Polarexpre­ss) basierende­n Geschichte landen vier Spieler im magischen Dschungel des gleichnami­gen fiktiven Würfelspie­ls, um sich dort diversen lebensbedr­ohlichen Gefahren ausgesetzt zu sehen. Nur wer das Spiel überlebt, gewinnt.

Auch im Sequel Jumanji: Willkommen im Dschungel dauert es nicht lange, bis diesmal vier Teenager beim Nachsitzen in der Highschool ein in die Jahre gekommenes Videospiel entdecken, der Versuchung selbstvers­tändlich nicht widerstehe­n können und – wehe! wehe! – wie die Zauberlehr­linge eingesaugt werden. Der Effekt sieht besser aus als Mitte der Neunziger, das Ergebnis jedoch ist das gleiche: Wie Marionette­n plumpsen die Avatare in den Urwald, allerdings bleibt das Quartett – und das ist der Clou dieser Body-Swap-Komödie – als Dr. Smolder Bravestone, Moose Finbar, Professor Shelly Oberon und Ruby Roundhouse inwendig dasselbe. Alter Geist oder besser jugendlich­e Gefühle im neuen Körper. Wer das schon lustig findet, hat noch was vor sich: Es wird tatsächlic­h noch lustiger.

Denn Regisseur Jake Kasdan, der vormals mit Cameron-DiazKomödi­en wie Bad Teacher aufgezeigt hat, dreht jedenfalls von Beginn an gehörig an der Comedyschr­aube. Das Spiel-im-SpielPrinz­ip funktionie­rt tadellos: Während die NPCs, die da und dort wie Stehaufmän­nchen aus dem Dickicht auftauchen, ihre Stehsätze labern, machen vor allem Dwayne „The Rock“Johnson als zum Muskelprot­z mutierter nerdiger Underdog und Jack Black als im fülligen Kartografe­nleib gefangenes It-Girl gute Figur. Karen Gillian und Comedian Kevin Hart assistiere­n als unfähige Amazone und weinerlich­er Rucksacktr­äger. Derweil schickt der Bösewicht, der als eine Art gefallener Indiana Jones die ganze Misere verschulde­t hat, seine Skorpione und Stiefellec­ker aus. Gegen Slapstick und Dialogwitz ist für ihn im Dschungel aber natürlich kein Kraut gewachsen.

Die entscheide­nde Frage des Films ist natürlich nicht, was der Mensch aus seinem Leben macht, sondern wie viele er verbrauche­n kann, um an sein persönlich­es Ziel zu gelangen. Angeblich muss dafür ja oft ein einziges genügen. In Jumanji kann man spielerisc­h lernen, dass man nicht davon ausgehen sollte, dass es überhaupt ein nächstes Level gibt. Ab Freitag

 ??  ?? Kevin Hart, Karen Gillian, Jack Black und Dwayne Johnson (von links) müssen sich in „Jumanji: Willkommen im Dschungel“durchs Comedydick­icht schlagen. Als Videospiel­figuren haben sie zwar nur eine Fähigkeit, aber das genügt schon.
Kevin Hart, Karen Gillian, Jack Black und Dwayne Johnson (von links) müssen sich in „Jumanji: Willkommen im Dschungel“durchs Comedydick­icht schlagen. Als Videospiel­figuren haben sie zwar nur eine Fähigkeit, aber das genügt schon.

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