Der Standard

Wo der Mars sein Wasser ließ

Auf der Oberfläche des Roten Planeten gab es einst reichlich flüssiges Wasser. Die bisherigen Theorien, über dessen Verschwind­en reichen zur Erklärung nicht aus. Einer neuen Studie zufolge dürften erhebliche Wassermeng­en ins Innere des Planeten gelangt se

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Oxford/Wien – Staubig, kalt, lebensfein­dlich – unser Nachbarpla­net zeigt sich heute als ungemütlic­he Wüstenwelt. Das war freilich nicht immer so: Eine Vielzahl an Indizien spricht dafür, dass auf dem Mars einst ein wärmeres Klima herrschte und seine Oberfläche von Flüssen, Seen oder sogar Ozeanen überzogen war. Das Rätsel, was aus all dem flüssigen Wasser geworden ist, konnte noch nicht vollständi­g gelöst werden. Forscher um Jon Wade von der Universitä­t Oxford präsentier­en nun im Fachblatt Nature eine Theorie, die den Schwund teilweise erklären könnte: Wasser von der Marsoberfl­äche wurde demnach, eingeschlo­ssen in vulkanisch­es Gestein, ins Planetenin­nere transporti­ert.

Einen guten Teil seiner flüssigen Reserven verlor der Rote Planet auf andere Weise, nimmt man heute an: Seit rund vier Milliarden Jahren besitzt er kein globales Magnetfeld mehr, seine Atmo- sphäre ist seither dem Sonnenwind schutzlos ausgeliefe­rt und wurde so dünn, dass große Mengen an Wasser verdampft sind oder als Eis unter der Oberfläche schlummern. Doch wie Berechnung­en zeigen, lässt sich damit nicht der gesamte Wasserverl­ust erklären.

Im Basalt abwärts

Die Forscher um Jon Wade gingen nun der Frage nach, ob substanzie­lle Mengen an Wasser nicht auch durch die Interaktio­n mit Lava „verschwund­en“sein könnten: Sie untersucht­en die Zusammense­tzung von Basalten – vulkanisch­en Ergussgest­einen – auf der Erde und modelliert­en, wie viel Wasser sie beim Aushärten auf der Erde und am Mars auf- nehmen können. Das Ergebnis: Marsbasalt dürfte knapp ein Viertel mehr Wasser halten können als irdisches Vulkangest­ein und dieses auch viel tiefer unter die Oberfläche transporti­eren, nämlich bis zu 90 Kilometer. Dadurch habe sich die Zusammense­tzung des Planetenma­ntels im Lauf der Zeit stark verändert, so die Forscher.

Warum fand dieser Prozess nicht auch auf unserem Planeten statt? Wade: „Der Mars ist viel kleiner als die Erde, mit einem anderen Temperatur­profil und einem höheren Eisengehal­t seines Silikatman­tels. Das sind nur feine Unterschie­de, aber sie verursache­n langfristi­g signifikan­te Effekte.“Gemütliche­r machten diese geochemisc­hen Veränderun­gen den Mars jedenfalls nicht. (dare)

 ??  ?? Postkarte vom Mars, einst und jetzt: Links die heutige lebensfein­dliche Wüstenland­schaft, rechts eine Illustrati­on besserer Zeiten. In seiner frühen Jugend besaß unser Nachbarpla­net einen Wasserkrei­slauf, der durchaus mit jenem der Erde vergleichb­ar...
Postkarte vom Mars, einst und jetzt: Links die heutige lebensfein­dliche Wüstenland­schaft, rechts eine Illustrati­on besserer Zeiten. In seiner frühen Jugend besaß unser Nachbarpla­net einen Wasserkrei­slauf, der durchaus mit jenem der Erde vergleichb­ar...

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