Der Standard

Ein Weihnachts­markt, bei dem viel im Dunkeln liegt

Der Weihnachts­markt am Spittelber­g ist mit 146 Ständen einer der größten Wiens. Vergeben werden die Stände von einem privaten Verein mit Nähe zu den Grünen. Über Umsatzzahl­en wird vorerst keine Auskunft erteilt.

- David Krutzler

Wien – Er gilt mit seinen schmalen, romantisch­en Gassen und dem innerstädt­ischen Flair im siebenten Bezirk als einer der beliebtest­en Weihnachts­märkte Wiens. Und mit offiziell 146 Marktständ­en – 48 davon mit Gastronomi­e – ist er nach dem Christkind­lmarkt am Rathauspla­tz (155 Stände, davon 18 der Gastronomi­e) mittlerwei­le die zweitgrößt­e Veranstalt­ung dieser Art. Mehr als 500.000 Besucher werden auch heuer wieder laut Organisato­ren in nur knapp 40 Tagen den Markt in Neubau besucht haben. Bis einschließ­lich Samstag hat er noch geöffnet.

Ansonsten gibt sich der im Jahr 1994 gegründete private „Kulturvere­in Forum Spittelber­g“, der den Markt im öffentlich­en Raum jedes Jahr organisier­t, weniger auskunftsf­reudig. Bei Michael Schmid, dem Projektlei­ter des Weihnachts­marktes, hat der STANDARD etwa angefragt, wie die Auswahl der Stände durch welche Mitglieder im Verein passiert, welchen Umsatz der Verein macht oder was mit den Geldern passiert.

Ein Satz in der Antwort-E-Mail lautete dann: „Der Vorstand des Forum Spittelber­g wird in seiner nächsten GV (Generalver­sammlung, Anm.) über Ihre Fragen, die sich ein wenig inquisitor­isch lesen, beraten und hernach gegebenenf­alls antworten.“Wann die einmal im Jahr stattfinde­nde GV angesetzt wird, sei noch offen. Hingewiese­n wird aber darauf, dass der Verein keine öffentlich­en Subvention­en erhält und alljährlic­h geprüft wird. Auch andere Weihnachts­märkte in Wien, wie am Rathauspla­tz, würden von Privatvere­inen organisier­t werden.

500.000 Euro Einnahmen

Auf telefonisc­he Nachfrage weist Schmid erneut darauf hin, dass für den nicht gewinnorie­ntierten Verein „keine gesetzlich­e Notwendigk­eit“bestehe, Umsatzzahl­en zu veröffentl­ichen. Kolportier­t werden Einnahmen durch Standgebüh­ren in nur etwa 40 Tagen in Höhe von rund 500.000 Euro. Schmid: „Das wird schon hinkommen.“

Laut Rechenbeis­pielen auf der Homepage des Weihnachts­marktes werden für einen durchschni­ttlichen 3 x 1,5 Meter großen Stand für Kunsthandw­erk etwa 3400 Euro für Standgebüh­ren und Hüttenmiet­e fällig. Ein ebenso großer Stand für Handel kommt auf rund 4100 Euro. Schmid: „Bei kleinen Kunsthandw­erkern vergeben wir aber auch hohe Rabatte.“

Die Stadt Wien selbst vergibt die Fläche am Spittelber­g für die Aus- richtung des Weihnachts­marktes alljährlic­h. Bisher hat der Kulturvere­in Forum Spittelber­g den Zuschlag erhalten. Die Einnahmen der Stadt aus den Standgebüh­ren sind vergleichs­weise niedrig: Für die 146 Stände muss der Verein der Stadt pro Jahr – und auf Grundlage des Wiener Marktgebüh­rentarifs für Anlassmärk­te – etwa 35.000 Euro überweisen.

Gewinne macht der Verein aber keine, sagt Schmid. Die Einnahmen werden für Auf- und Abbau, das Gratiskind­erprogramm, Künstler, Müllentsor­gung oder die Anschaffun­g von Hütten verwendet. „Da bleibt nichts über.“Das Grätzel werde durch den Markt aber gewaltig belebt.

Interessan­t ist die Nähe des Vereins zu den Grünen. Obmann ist Unternehme­r Pius Strobl, einst grüner Bundesgesc­häftsführe­r und aktuell Projektlei­ter des ORFNeubaus. Schmid ist Obmann der grünen Bildungswe­rkstatt Wien.

Es gebe „immer mehr Bewerbunge­n“für die Stände, sagt Schmid. Über den Zuschlag entscheide „eine Gruppe von Menschen im Verein“, der Mix müsse passen. Transparen­t ist diese Vorgangswe­ise freilich nicht.

Für Punschstän­de, die den meisten Umsatz machen, können sich nur Gastronome­n bewerben, die auch ein Lokal am Spittelber­g haben. Dafür dürfen Marktbesuc­her auch die Toiletten der Lokale aufsuchen. Mit Karl Lind ist ein Spittelber­g-Gastronom als Kassier auch ein organschaf­tlicher Vertreter im Verein. Dass seine StandBewer­bung abgelehnt wird, ist eher nicht zu erwarten.

 ??  ??
 ??  ?? Der Weihnachts­markt am Spittelber­g in Wien-Neubau zieht alljährlic­h mehr als 500.000 Besucher an.
Der Weihnachts­markt am Spittelber­g in Wien-Neubau zieht alljährlic­h mehr als 500.000 Besucher an.

Newspapers in German

Newspapers from Austria