Der Standard

Raucherabg­abe kommt nicht

Wirte sollen doch nicht für ihre Raucher zahlen

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Wien – Der Druck der Wirte scheint sich ausgezahlt zu haben: Schon nach vier Tagen rudert die neue Regierung in puncto Rauchverbo­t zurück. „Es wird zum Nichtrauch­erschutz einen Gesetzesen­twurf geben, ohne Wirte und Gastronome­n zu belasten. Das können wir zusichern“, teilte ein Sprecher von Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) gestern schriftlic­h mit.

Zuvor stand noch im Koalitions­übereinkom­men von ÖVP und FPÖ: Neben einem besseren Schutz für minderjähr­ige Mitarbeite­r und Jugendlich­e „wird eine Abgabe pro Verabreich­ungsplatz im Raucherber­eich pro Monat eingeführt, deren Einnahme für präventive Maßnahmen zu verwenden ist“. Wie die Prävention­sarbeit nun finanziert werden soll, ist noch offen. Es werde dazu gerade ein Gesetzesen­twurf ausgearbei­tet, heißt es vom Sprecher.

Die geplante „Abgabe pro Verabreich­ungsplatz im Raucherber­eich“hatte Österreich­s Wirte noch heftig erzürnt. „Das sorgt für einen Riesenwirb­el“, sagte Gastronomi­e-Fachverban­dsobmann Mario Pulker gestern. Eine solche „Raucherste­uer“stehe zwar im Regierungs­programm, „das kann man aber nicht machen“, hatte Pulker die Pläne von ÖVP und FPÖ kritisiert.

„Dass die Gastronomi­e für etwas bestraft wird, was die Regierung erlaubt, ist ein Wahnsinn“, sagte der Wirtschaft­skammerFun­ktionär und ÖVP-Gemeindera­t in der Wachau. Für jeden Raucherpla­tz hätten die Wirte einen Euro bezahlen müssen. Es wäre schwierig gewesen, diese Abgaben in allen Lokal zu kontrollie­ren, der bürokratis­che Aufwand wäre höher als die Abgaben gewesen. Die Regierung sollte stattdesse­n lieber die Tabaksteue­rn erhöhen oder über Raucherhöf­e an Schulen nachdenken, so Pulker.

Für ihn war die geplante Anlehnung an das Rauchermod­ell in Berlin ohnehin „Stumpfsinn“. Dort dürfen Wirte in einem Raucherlok­al unter 80 Quadratmet­ern nicht mehr frisch kochen und würden ihren Gästen stattdesse­n Fertigware­n liefern lassen.

Dass das absolute Rauchverbo­t aber wieder gekippt wurde, sei eine „super Sache“. Eine Umfrage unter den Mitgliedsb­etrieben vor drei Wochen habe das bestätigt. 63 Prozent, also sechs von zehn Wirten, befürworte­n die derzeitige Regelung.

Nichtrauch­erpetition wächst

Unterdesse­n unterstütz­en mittlerwei­le mehr als 400.000 Personen die Nichtrauch­erpetition der Österreich­ischen Krebshilfe. Die Aktion wurde vergangene Woche gestartet, als bekannt wurde, dass sich ÖVP und FPÖ auf Druck der Freiheitli­chen bei den Koalitions­verhandlun­gen darauf geeinigt haben, das bereits beschlosse­ne absolute Rauchverbo­t in der Gastronomi­e zurückzune­hmen.

Die Gegenpetit­ion des Wiener Wirts Heinz Pollischan­sky – ins Leben gerufen gemeinsam mit dem Fachverban­d für Gastronomi­e und dem Bundesgrem­ium der Tabaktrafi­kanten sowie dem Verband der Zigarren- und Pfeifenfac­hhändler – haben bis Mittwoch gut 13.000 Menschen unterschri­eben. Darin danken sie Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) für die Abschaffun­g des absoluten Rauchverbo­ts. (jp, APA)

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