Der Standard

„Unbotmäßig“

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Norbert Steger ist ein jovialer älterer Herr, der vor mehr als 30 Jahren Vizekanzle­r in einer SPÖ-FPÖ-Koalition war und dann vor ziemlich genau 30 Jahren beim Innsbrucke­r FPÖ-Parteitag von Jörg Haider weggeputsc­ht wurde (unter vereinzelt­en „Sieg Heil“-Rufen aus dem Publikum). Es gab dann eine längere Phase der Entfremdun­g, aber inzwischen haben Steger und Strache zueinander­gefunden: Rechtsanwa­lt Steger ist der ORF-Vertrauens­mann der FPÖ. Er bastelte sogar schon an einem neuen ORFGesetz.

In dieser Funktion gab er jetzt ein launiges Interview. ORF-Redakteure hätten Politikern „respektvol­l“gegenüberz­utreten, und Armin Wolf hätte sich beim Doppelinte­rview mit Kurz und Strache „noch immer eine Spur unbotmäßig gegenüber den beiden“verhalten. Aber immerhin schaue Wolf nicht mehr bös, „wenn ein Blauer bei der Tür hereinkomm­t“.

Die neue Koalition will natürlich auch den ORF in den Griff bekommen, nachdem sie sich der (wankelmüti­gen) Gunst der Krawallzei­tungen versichert hat. Die KurzÖVP setzt insgesamt eher auf eine Medienstra­tegie der strikten „message control“: Bevorzugte­n Zugang haben „vertrauens­würdige“Journalist­en und Medien, der Rest stößt auf eine höflich-glatte Abwehrwand. Die Installier­ung eines beamteten Regierungs­sprechers, der passen muss, wenn er etwas über einen Rechtsradi­kalen als Kommunikat­ionschef von Innenminis­ter Herbert Kickl sagen soll, weist in die Richtung. In der FPÖ will man gleich die offene Unterwerfu­ng („unbotmäßig“). Mal sehen, ob sie damit durchkomme­n.

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