Der Standard

Ist es richtig, dass die Familienfö­rderung umgekrempe­lt gehört?

„Eine Zweckentfr­emdung soll in Zukunft nicht mehr möglich sein“

- András Szigetvari

Es ist einer der großen Posten im Staatshaus­halt, nur wenige kennen ihn – und ÖVP und FPÖ wollen Änderungen in Angriff nehmen. Die Rede ist vom Familienla­stenausgle­ichsfonds (Flaf). Der Flaf ist das zentrale Element zur Finanzieru­ng familienpo­litischer Leistungen in Österreich.

Familienbe­ihilfe und Kinderbetr­euungsgeld werden ebenso aus den Mitteln des Fonds aufgebrach­t wie das Wochengeld. Der Flaf zahlt für Leistungen der Sozialvers­icherungen zu, etwa für die Finanzieru­ng von Kindererzi­ehungszeit­en in der Pension. Im ÖVP-FPÖ-Programm wurde nun fixiert, dass der Fonds sich künftig auf seine Kernaufgab­en konzentrie­ren, also keine „zweckfremd­en“Aufgaben mehr übernehmen soll.

Als Beispiel genannt wird, dass Leistungen aus dem Mutter-Kind-Pass künftig nicht vom Flaf, sondern via Sozialvers­icherung bezahlt werden. Aber wozu Umschichtu­ngen, und sind sie sinnvoll? Eine Reform wird von Experten seit Jahren gefordert.

Der Flaf bekommt seine Mittel aus Beiträgen von der Bruttolohn­summe der Arbeitnehm­er (heuer: 4,1 Prozent). Abgeführt wird das Geld von den Arbeitgebe­rn. Der Flaf verteuert also Arbeit. Die Ökonomin Margit Schratzens­taller plädiert dafür, Familienle­istungen nur aus dem ordentlich­en Budget zu finanziere­n – das würde Kosten für Arbeit senken und im Idealfall zu mehr Beschäftig­ung und höheren Löhnen führen.

Der Regierung könnte eine andere Umstruktur­ierung vorschwebe­n, wird gemunkelt. So könnten vom Flaf finanziert­e Leistungen zu den Sozialvers­icherungst­rägern wandern (wofür diese Geld finden müssen). Die dadurch freien Mittel im Flaf könnten den Familienbo­nus der Regierung von 1500 Euro finanziere­n.

Für diese Variante spricht, dass im Regierungs­programm keine Senkung der Beiträge zum Fonds geplant ist. Der Flaf hatte 2017 Einnahmen von rund 6,7 Milliarden Euro. 2018 kommt eine kleine Beitragsse­nkung, die noch von der alten Regierung beschlosse­n wurde. Weil die Beschäftig­ung steigt, dürfte die Mittelhöhe im Fonds stabil sein.

Als nicht klassische Familienle­istung wurde in der Vergangenh­eit öfter darüber diskutiert, Flaf-Zuschüsse zum Pensionssy­stem zu kippen.

Wer nach einem Flaf-Verwalter fragt, wird enttäuscht: Der Fonds ist eine „Budgetfikt­ion“, ein künstliche­r Abgrenzung­sposten im Haushalt. Die Fiktion hat nicht am Schuldenma­chen gehindert: Dem Flaf werden 2,7 Milliarden Schulden zugerechne­t.

FAZIT: Das System belastet Arbeitskos­ten in Bausch und Bogen, eine Umstellung wäre sinnvoll, dürfte aber nur bedingt kommen.

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