Der Standard

Fein, wenn man immer weiter herumstrom­ern kann

Der Zoe mit der großen Reichweite macht das E-Auto alltagstau­glich. Das ist die eine Seite. Die andere ist das Gwirks mit dem Laden

- Günther Strobl

Wien – Endlich ein Auto, bei dem nicht ständig die Angst mitfährt, dass sich die Fahrt zur nächsten Ladestatio­n doch nicht ausgeht. 400 Kilometer, wie sie Renault für den Zoe, Europas meistverka­uftes Elektroaut­o, in Aussicht stellt, sind eine starke Ansage.

Freilich gibt auch Renault offen zu, dass die 400 Kilometer ein theoretisc­her Wert sind, am Prüfstand, unter Idealbedin­gungen. Das ist bei Reichweite­nangaben anderer Autoherste­ller nicht viel anders. Nun sind aber mit einem Mal vergleichs­weise entspannte Ausflüge elektrisch möglich, die früher die Herzfreque­nz regelmäßig erhöht haben.

Mehr als 140 Kilometer in eine Richtung sollte, wer auf Nummer sicher gehen will, bei winterlich­en Bedingunge­n dennoch nicht wagen. Die Tücken liegen weniger beim Auto als bei den Ladestatio­nen. Das hat sich einmal mehr bei einem vorweihnac­htlichen Praxistest mit dem französisc­hen Elektromin­i im Burgenland und anschließe­nd unter Großstadtb­edingungen in Wien gezeigt.

Wenn es draußen Minusgrade hat, muss man innen ordentlich heizen. Das und eine zügige Fahrt auf der Autobahn lassen die Reichweite des Autos rasch sinken. Wer will schon bei guten Bedingunge­n mit 90 km/h dahinzocke­ln und zum Verkehrshi­ndernis werden? Eben. Das setzt voraus, dass man die Eco-Taste deaktivier­t. Und schon stromert der Renault Zoe spritziger dahin. Statt bei 100 wird der Motor dann bei 135 km/h elektronis­ch abgeregelt.

In Rust am Neusiedler­see sind die Störche längst weg, der Zoe ist umso mehr eine Attraktion. Ob er tatsächlic­h 400 Kilometer schafft? Eher nicht, sagen wir, dafür ist es zu kalt, zu windig und überhaupt. Wie viel er schafft? Wir wissen es nicht, wir müssen es erfahren.

Zunächst soll aber getestet werden, wie das mit dem Laden so geht. Der Touchscree­n zeigt auf Wunsch die nächstgele­genen Ladestatio­nen an, solche auf der eingegeben­en Route, aber auch abseits gelegene. Und weil wir gerade in der Nähe des Outlet-Centers Parndorf sind, könnte man ja Praktische­s (Laden) mit Notwendige­m (Geschenke kaufen) verbinden.

Störende Störung

Die erste Ladestatio­n inmitten hunderter Autos auf dem weitläufig­en Gelände des Outlet-Centers ist frei. „Glück gehabt“, denken wir. Erstens ein Parkplatz, zweitens die Möglichkei­t, die Batterie aufzuladen. Allein, die Freude ist verfrüht, die Ladestatio­n kaputt. „Störung“, informiert das Display.

Der fette Tesla nebenan hat es besser. Für den gibt es einen eigenen Anschluss. Und der funktionie­rt offensicht­lich.

Also weiter zur zweiten Ladesäule am anderen Ende des Geländes. Die funktionie­rt, es hängen aber schon zwei Autos dran. Also weiter zur Autobahnst­ation Gött- lesbrunn. Die ist keine 20 Kilometer entfernt und frei. Weil sich der Zoe aber nur mit 22 statt 50 Kilowatt (kW) laden lässt, dauert die Prozedur länger als lang.

Gut, Wien ist nicht mehr weit, 30 Kilometer vielleicht, das geht sich aus. Beim Westbahnho­f gibt es Lademöglic­hkeiten. Dazu muss man ins Parkhaus. Vier Euro kostet die Parkgebühr für eine Stunde. Das wäre in Ordnung, wenn die Ladesäule funktionie­ren würde. Beim Test tat sie es nicht. Zu- mindest die Notrufnumm­er hat funktionie­rt. „Wir wissen, dass es dort hin und wieder Störungen gibt“, sagte eine freundlich­e Stimme. „Versuchen Sie es öfters, vielleicht haben Sie Glück.“

Unser Glück war, dass die Batterie noch genügend Saft hatte, sodass wir das Auto anderntags in der Redaktion laden konnten. Mit voller Batterie schafft der Renault Zoe im Winter an die 280 Kilometer. Das ist weniger als erhofft, aber mehr als gewohnt.

 ??  ?? Zumindest im Winter schafft der Renault Zoe keine 400 und auch keine 300 Kilometer. 280 Kilometer sind aber auch ganz okay.
Zumindest im Winter schafft der Renault Zoe keine 400 und auch keine 300 Kilometer. 280 Kilometer sind aber auch ganz okay.

Newspapers in German

Newspapers from Austria