Bei Tomba und Sisi: Madonna!
Im Schatten des Duells Marcel Hirscher gegen Henrik Kristoffersen sind die österreichischen Hoffnungen Michael Matt und Christian Hirschbühl sehr guter Dinge, im heutigen Nachtslalom von Madonna di Campiglio ein Wörtchen mitreden zu können.
Wien – Sie sind längst nicht mehr grün hinter den Ohren, und deshalb ist auch die Vorfreude von Michael Matt und Christian Hirschbühl auf die Perle der Brenta-Dolomiten groß. Selbstverständlich auch auf Weihnachten, aber zunächst einmal auf den Nachtslalom am Freitag (17.45 und 20.45, ORF 1) in Madonna di Campiglio, der als letztes Rennen der alpinen Skiherren vor dem Fest anberaumt ist. Eine „Festa“soll die Veranstaltung werden, die dem 30-Jahr-Jubiläum von Alberto Tombas erstem Sieg auf der Canalone Miramonti gewidmet ist. „Lässig ist, dass man beim Start bereits die Zuschau- er im Ziel hört“, sagt der Bruder von Olympiasieger Mario Matt. Es sei ähnlich wie Schladming, „nur nicht ganz so viel los“.
Der 24-jährige Tiroler schätzt das abwechslungsreiche Terrain mit den Übergängen und spekuliert mit einem Stockerlplatz, weil „körperlich und skifahrerisch“viel weitergegangen sei und er mit Platz vier im Slalom von Val d’Isère, wo Marcel Hirscher gewann, entsprechend Selbstvertrauen tankte. Sein Rezept ist simpel: „Fokus nicht verlieren und so schnell wie möglich ins Ziel kommen.“
Auch Hirschbühl hat gute Assoziationen mit jenem Skiort, wo seinerzeit schon Kaiserin Elisabeth, Franz Joseph und Vertreter des Hochadels abstiegen. Auch ein gewisser Karl der Große soll einer Legende zufolge mit seinem Heer im Jahr 787 über den nahen Passo Campo Carlo Magno gekommen sein, um gegen die Langobarden zu ziehen. Weniger martialisch, aber doch aggressiv will es Hirschbühl angehen: „Der Hang lädt zum Attackieren ein, daher werde ich es definitiv so anlegen, weil in der Liga einfach nur das zählt“, so der 27-jährige Vorarlberger, der vor einem Jahr mit Startnummer 46 auf Platz 16 fuhr.
Seine Vorbereitung war nicht frei von Komplikationen, auf dem Mölltaler Gletscher, wo heuer auch Hirscher sein Malheur mit dem Knöchelbruch passierte, verletzte er sich am Schienbein und zog sich einen Innenbandeinriss zu. „Ich war happy, dass ich nach dreieinhalb Wochen wieder auf Schnee und in Levi dabei sein konnte.“Platz 20 in Finnland sei daher passabel gewesen. Nun gelte es aber, sich bessere Startnummern zu erarbeiten. Platz elf in Val d’Isère war ein richtiger Schritt.
Einen Fortschritt sieht Hirschbühl auch im Verhältnis zu Hirscher: „Marcel ist in letzter Zeit offener, zugänglicher geworden, das ist gut für uns. Aber er hat sein Team, mit dem er trainiert, und ein Rennläufer gibt seine Geheimnisse und Erfolgsrezepte nicht weiter.“Er habe in gewisser Hinsicht mehr Möglichkeiten als alle anderen, habe über die Jahre viel Erfahrung gesammelt, sei ein kluger Skifahrer, definitiv ein Vorreiter und allen ein, zwei Schritte voraus. „Aber wir holen langsam auf.“
Während Hirscher seinen 22. Slalomsieg insgesamt anpeilt, hofft Kristoffersen auf den Hattrick in Madonna. Hirscher war hier 2012 erfolgreich, musste sich vergangenes Jahr und auch 2015, als beinahe eine Drohne auf den Salzburger stürzte, als Zweiter jeweils nur Kristoffersen geschlagen geben.