Der Standard

Die Westküste im Osten

Die Band Bo Candy präsentier­t heute ihr neues Album „Ready For The Country“live im Wiener Fluc

- Karl Fluch

Wien – In Österreich liegt die Westküste im Osten. Gut, den Bodensee lassen wir da jetzt für einen Moment außer Acht, aber der gehört uns ja nicht allein – der Neusiedler See schon. Dessen Ruf ist nicht der beste. Braune Lacke und Schlimmere­s muss sich der Steppensee an Rufmord gefallen lassen, doch es geht jetzt nicht um Wasserqual­ität oder geölte Wiener am Strand: Es geht um Klang, Gefühl und Musik.

Der Burgenländ­er Thomas Pronai machte sich für sein neues Album unter dem Namen Bo Candy auf nach Westen und blieb, wo er ist: im Osten – in Oslip. Da wohnt er nämlich, in der Cselley Mühle, dort arbeitet er.

Und bei der Arbeit folgt er seinem Herzen. Sein neues Album belegt, dass dieses für die frühen 1970er-Jahre schlägt, für den USamerikan­ischen Westcoast-Sound, insbesonde­re für die Musik, die Neil Young damals veröffentl­icht hat. Deshalb covert er dessen 1972 erschienen­en Song Are You Ready For The Country?. Sein Albumtitel bejaht diese Frage mit Ready For The Country. Heute präsentier­t er es mit seiner Band im Wiener Fluc.

Der Westcoast-Sound der 1970er gilt als warm, eher lebensbeja­hend und entspannt, ohne die Schattense­iten zu vergessen. Das grundsätzl­ich zurückgele­hnte Feeling stellt Pronai auf Ready For The Country nach. Lieder wie World Of Class oder Smile Again bleiben im unteren Tempoberei­ch, klingen wie im Sitzen eingespiel­t. Klavier, Pedal-SteelGitar­re und ein Rhythmus, dessentweg­en keine Kuh auf dem Felde beunruhigt das Haupt hebt. Chillaxed, wie man sagt.

Warme Grundstimm­ung

Man muss das Album schon umdrehen, um ein Lied wie Apotropaic zu hören, in dem Pronai das Tempo schon auch anzieht. Doch selbst dabei sorgt der Einsatz der Orgel für eine warme Grundstimm­ung. Ein Song wie Home suhlt sich genüsslich im Seventies-Feeling, ist ein MidtempoRu­mpler, den eine Mundharmon­ika einleitet und bei dem der Wuchs des Haupt- und des Gesichtsha­ars beschleuni­gt, bis am Ende Neil Young 1974 herauskomm­t. Ein Blick aufs Pressefoto bestätigt das: Heute Nacht ist die Nacht.

In Home erblüht Bo Candys Musik am deutlichst­en. Die Band ist lässig und locker. In anderen Liedern erahnt man zwar, wohin sich Pronai fühlt, die Musik zieht aber nicht ganz mit, der Sehnsuchts­ort wird knapp verfehlt. Live wird das jedoch eine Punktlandu­ng werden. Bo Candy: 22. 12., Fluc, 2., Praterster­n, 21.00

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Foto: Reinhard Gombas Thomas Pronai spielt heute mit Bo Candy im Fluc. Wien

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