Apple macht alte iPhones langsamer
Wenn das iPhone nach einem Update plötzlich langsamer wird, muss das keine bloße Einbildung sein. Apple bestätigt nun erstmals die Drosselung alter Smartphones und sieht sich dafür reichlich Kritik ausgesetzt.
Cupertino/Wien – Schon seit längerem hegt so mancher Apple-User einen bösen Verdacht: Macht Apple alte Smartphones mit neuen Betriebssystemversionen gezielt langsamer, um die Besitzer zum Kauf eines neueren Geräts zu bewegen? Eine Vermutung, die nun unerwartete Bestätigung erhält – und doch etwas komplizierter ist als angenommen.
In einer aktuellen Stellungnahme bestätigt Apple, dass es in den letzten Jahren mehrfach die Performance alter iPhones mittels Softwareupdates gezielt reduziert hat. Dabei handle es sich aber keineswegs um einen sinistren Plan, um die iPhone-Absätze zu erhöhen, sondern um ein hilfreiches Feature. Konkret wolle man damit Probleme mit dem Akku des Geräts verhindern. Typischerweise nimmt die Leistung der Batterie mit der Lebensdauer ab.
Schwachstelle Akku
Akkus gehören zu einer der Schwachstellen aktueller Smartphone-Technologien. Bei intensiver Nutzung verlieren sie bereits nach wenigen Monaten deutlich an Kapazität, auch die Zuverlässigkeit sinkt. Dadurch kann es unter anderem dazu kommen, dass sich Smartphones plötzlich ausschalten, obwohl gerade zuvor noch ein Ladestand von 20 Prozent oder mehr angezeigt wurde. Auf genau einen solchen Vorfall ist denn auch die erste von Apple nun eingestandene iPhone-Drosselung zurückzuführen: Im letztjährigen Winter tauchten immer mehr Berichte auf, dass ältere iPhones auf Kälte mit einem Abschalten des Geräts reagieren. Apple bereinigte diese Problematik mit dem Update auf iOS 10.2.1, verschwieg zunächst aber, auf welchem Weg man dies erreichte.
Wie sich nun herausstellt, sorgte die neue Softwareversion dafür, dass die maximale Taktfrequenz des Prozessors bei Geräten mit Akkuproblemen reduziert wird. Das Ergebnis: Die davon betroffenen iPhones müssen seitdem zum Teil signifikante Performance- Einbußen hinnehmen. Bei der Benchmark-Seite Geekbench hat man diesen Effekt vor kurzem anhand des eigenen Datenmaterials quantifiziert. Dabei zeigt sich, dass Apple die Leistungsfähigkeit zum Teil mehr als halbiert hat.
Viele Modelle betroffen
Betroffen waren zunächst ausschließlich iPhone 6, 6s und SE, vor wenigen Wochen wurde aber eine ähnliche Drosselung für das iPhone 7 per Update ausgeliefert. Der Hardwarehersteller betont zudem, dass man diese Funktion in Zukunft auch bei anderen Geräten einführen wird.
Kritiker zeigen sich mit der Stellungnahme nur sehr begrenzt zu- frieden. Prinzipiell sei die Drosselung aus technischer Sicht durchaus nachvollziehbar, heißt es etwa beim Techblog Techcrunch. Immerhin gehe es darum, Geräte mit schwachem Akku vor weiterem Schaden zu schützen. Dass man diese Maßnahme aber klammheimlich vornehme, sei inakzeptabel. Immerhin könnte man den Usern auch eine Warnung anzeigen, dass ihr Akku beschädigt sei und somit getauscht werden müsse, anstatt kommentarlos die Prozessorleistung zu reduzieren. Schließlich könnten die User dann auch selbst aktiv werden und mit einem Akkutausch ihrem Gerät wieder die alte Leistungsfähigkeit verpassen.