Der Standard

Apple macht alte iPhones langsamer

Wenn das iPhone nach einem Update plötzlich langsamer wird, muss das keine bloße Einbildung sein. Apple bestätigt nun erstmals die Drosselung alter Smartphone­s und sieht sich dafür reichlich Kritik ausgesetzt.

- Andreas Proschofsk­y

Cupertino/Wien – Schon seit längerem hegt so mancher Apple-User einen bösen Verdacht: Macht Apple alte Smartphone­s mit neuen Betriebssy­stemversio­nen gezielt langsamer, um die Besitzer zum Kauf eines neueren Geräts zu bewegen? Eine Vermutung, die nun unerwartet­e Bestätigun­g erhält – und doch etwas komplizier­ter ist als angenommen.

In einer aktuellen Stellungna­hme bestätigt Apple, dass es in den letzten Jahren mehrfach die Performanc­e alter iPhones mittels Softwareup­dates gezielt reduziert hat. Dabei handle es sich aber keineswegs um einen sinistren Plan, um die iPhone-Absätze zu erhöhen, sondern um ein hilfreiche­s Feature. Konkret wolle man damit Probleme mit dem Akku des Geräts verhindern. Typischerw­eise nimmt die Leistung der Batterie mit der Lebensdaue­r ab.

Schwachste­lle Akku

Akkus gehören zu einer der Schwachste­llen aktueller Smartphone-Technologi­en. Bei intensiver Nutzung verlieren sie bereits nach wenigen Monaten deutlich an Kapazität, auch die Zuverlässi­gkeit sinkt. Dadurch kann es unter anderem dazu kommen, dass sich Smartphone­s plötzlich ausschalte­n, obwohl gerade zuvor noch ein Ladestand von 20 Prozent oder mehr angezeigt wurde. Auf genau einen solchen Vorfall ist denn auch die erste von Apple nun eingestand­ene iPhone-Drosselung zurückzufü­hren: Im letztjähri­gen Winter tauchten immer mehr Berichte auf, dass ältere iPhones auf Kälte mit einem Abschalten des Geräts reagieren. Apple bereinigte diese Problemati­k mit dem Update auf iOS 10.2.1, verschwieg zunächst aber, auf welchem Weg man dies erreichte.

Wie sich nun herausstel­lt, sorgte die neue Softwareve­rsion dafür, dass die maximale Taktfreque­nz des Prozessors bei Geräten mit Akkuproble­men reduziert wird. Das Ergebnis: Die davon betroffene­n iPhones müssen seitdem zum Teil signifikan­te Performanc­e- Einbußen hinnehmen. Bei der Benchmark-Seite Geekbench hat man diesen Effekt vor kurzem anhand des eigenen Datenmater­ials quantifizi­ert. Dabei zeigt sich, dass Apple die Leistungsf­ähigkeit zum Teil mehr als halbiert hat.

Viele Modelle betroffen

Betroffen waren zunächst ausschließ­lich iPhone 6, 6s und SE, vor wenigen Wochen wurde aber eine ähnliche Drosselung für das iPhone 7 per Update ausgeliefe­rt. Der Hardwarehe­rsteller betont zudem, dass man diese Funktion in Zukunft auch bei anderen Geräten einführen wird.

Kritiker zeigen sich mit der Stellungna­hme nur sehr begrenzt zu- frieden. Prinzipiel­l sei die Drosselung aus technische­r Sicht durchaus nachvollzi­ehbar, heißt es etwa beim Techblog Techcrunch. Immerhin gehe es darum, Geräte mit schwachem Akku vor weiterem Schaden zu schützen. Dass man diese Maßnahme aber klammheiml­ich vornehme, sei inakzeptab­el. Immerhin könnte man den Usern auch eine Warnung anzeigen, dass ihr Akku beschädigt sei und somit getauscht werden müsse, anstatt kommentarl­os die Prozessorl­eistung zu reduzieren. Schließlic­h könnten die User dann auch selbst aktiv werden und mit einem Akkutausch ihrem Gerät wieder die alte Leistungsf­ähigkeit verpassen.

 ??  ?? Auch gleiche Modelle des iPhones können zum Teil deutliche Performanc­e-Unterschie­de zeigen. Verantwort­lich dafür ist eine umstritten­e Funktion, die den Prozessor bei Akkuproble­men drosselt.
Auch gleiche Modelle des iPhones können zum Teil deutliche Performanc­e-Unterschie­de zeigen. Verantwort­lich dafür ist eine umstritten­e Funktion, die den Prozessor bei Akkuproble­men drosselt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria