Der Standard

Rot Bei abbiegen

Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) will Anfang 2018 das Rechtsabbi­egen bei Rot testen. Es könne „von großer Wichtigkei­t“für den Verkehrsfl­uss sein. Experten warnen vor Gefahren für die Sicherheit und hohen Kosten.

- Michael Simoner Gudrun Springer

Dass Blau vorschlägt, Rot links liegen zu lassen, vielleicht aber nur, wenn ein grüner Pfeil nach rechts deutet, ist irgendwie amüsant. Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) lässt prüfen, ob das Rechtsabbi­egen trotz roten Ampelsigna­ls in Österreich erlaubt werden soll – der

STANDARD berichtete. Erste Tests sollen bereits Anfang 2018 erfolgen. Es könne „von großer Wichtigkei­t“für den Verkehrsfl­uss sein. Die Sicherheit gehe aber vor.

In den USA wurde die Möglichkei­t des Rechtsabbi­egens bei Rot schon in den 1970er-Jahren eingeführt, damals um einen spritspare­nden Verkehrsfl­uss zu ermögliche­n. Es ist aber nicht an jeder Kreuzung erlaubt, worauf Schilder mit der Aufschrift „No right turn on red“hinweisen.

Auch in Deutschlan­d darf bei Rot rechts abgebogen werden, wenn ein Schild mit grünem Pfeil die Ausnahme anzeigt. Derartige Kreuzungen sind dort aber auch eher selten. Das liege an den zahlreiche­n Ausnahmere­geln, sagt Harald Frey, Verkehrsex­perte am Institut für Verkehrspl­anung und -technik an der Technische­n Uni (TU) Wien. Der Grünpfeil kommt in Deutschlan­d zum Beispiel nicht infrage, wenn ein Radwegüber­gang in beide Richtungen gekreuzt würde, wenn Gleise von Schienenfa­hrzeugen befahren würden oder die Ampel vor allem der Schulwegsi­cherung dient.

Andere Geschwindi­gkeiten

Frey schätzt, dass in Österreich die Voraussetz­ungen für ein Abbiegen bei Rot ohne Sicherheit sein bußen nur bei einer Handvoll Ampeln gegeben wären. In den USA liege wegen großer Kreuzungen mit vorwiegend motorisier­ten Verkehrste­ilnehmern eine andere Situation vor. „Man müsste die Annäherung­s geschwindi­gkeit an den Kreuzungsb­ereich senken“, sagt Frey. Teure Videoüberw­a- chung und Kontrollen wären notwendig, meint der Experte, der schon Tests für gefährdend hielte.

Zusätzlich­e Tafeln, die das Abbiegen bei Rot ermögliche­n oder Ausnahmen ausschilde­rn würden, lassen auch andere Verkehrsex­perten mit Skepsis reagieren. Der Schilderwa­ld sei schon zu dicht, heißt es. Weitere Tafeln stünden auch der „Reduktion des Schilderwa­ldes“entgegen, die sich die Regierung ins Programm geschriebe­n hat. ÖAMTC und ARBÖ weisen zudem darauf hin, dass viele Rechtsabbi­egespuren in Städten ohnehin schon mit Extraspurs­ignalen ausgerüste­t beziehungs­weise viele Ampeln im Sinne eines optimalen Verkehrsfl­usses aufeinande­r abgestimmt seien.

Zuletzt war in Österreich Abbiegen bei Rot für Radfahrer diskutiert worden. Verkehrsex­perte Frey sähe in einem Test dieser Maßnahme eine Möglichkei­t, die Idee bei geringeren Geschwindi­gkeiten und einer kleineren Verkehrste­ilnehmergr­uppe zu testen.

Der niederöste­rreichisch­e Landtag hat schon 2014 einen Antrag für das Rechtsabbi­egen bei Rot ans Parlament gestellt, der dann aber in der Schublade verschwund­en ist. Die Stadt Linz hat das Vorhaben damals unterstütz­t. Nun geplante Tests sollen laut Krone in Linz stattfinde­n.

Rütteln am Tempolimit 130

Auch dem Tempolimit auf der Autobahn will sich Minister Hofer widmen. Damit tritt er in Hubert Gorbachs Fußstapfen, der 2006 als Verkehrsmi­nister (BZÖ) mit dem Plan, auf einigen Abschnitte­n 160 km/h zuzulassen, scheiterte. Tempo 160 sei nicht vorstellba­r, sagte Hofer und ließ offen, welche Zahl ihm vorschwebt. Bisher hat der erhöhte Schadstoff­ausstoß schnell fahrender Autos ein höheres Tempolimit verhindert. Mit dem LuftHunder­ter bei Linz habe er denn auch „keine Freude“, sagte der Minister nun dem Kurier. Klimaschut­z nannte er da aber auch ein „großes Thema“.

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