Der Standard

Rajoy bleibt nach Wahl hart

- Manuela Honsig-Erlenburg

Spaniens Premier Mariano Rajoy hat den Vorschlag des abgesetzte­n separatist­ischen Regierungs­chefs von Katalonien, Carles Puigdemont, zurückgewi­esen, einander außerhalb Spaniens zu treffen. Beide haben aber betont, dass nach der Neuwahl in Katalonien Dialog nötig sei. Das Votum hatten wieder die Separatist­en gewonnen.

Neuwahlen haben in Katalonien keine Lösung gebracht. Wieder haben die Separatist­en eine Mehrheit. Das Ergebnis bildet eine Kluft zwischen Unabhängig­keitsbefür­wortern und -gegnern ab, die durch die Tatsache vertieft wird, dass nur 48 Prozent der Stimmen für diese Mehrheit gereicht haben. Katalonien ist zwar kein abgespalte­nes, aber längst ein gespaltene­s Land.

Ein Land, das mit den Hauptdarst­ellern weitermach­en muss, die schon vor der Wahl nicht zum Dialog bereit waren. Ja, Puigdemont hat ihn angeboten, aber immer unter der Prämisse, dass am Schluss die Unabhängig­keit rauskommt. Und nochmal ja, Premier Mariano Rajoy hält sich nur an die Verfassung Spaniens, in der die Einheit der Nation verankert ist. Aber Verfassung­srichter haben angemerkt, dass man diesen Part im gemeinsame­n Verfassung­sblock ändern könnte. Und nein, Katalonien ist kein Opfer, hat aber eine Führung, die diesen Opfernarra­tiv ausnutzt.

Vielleicht hat Puigdemont im Brüsseler Exil dazugelern­t. Sollte er das Autonomies­tatut auf neue Beine stellen wollen, kann er auf internatio­nale Fürspreche­rn hoffen. Rajoy müsste dann dem Deeskalati­onspfad folgen, vielleicht über die Einführung eines föderalen Modells für alle autonomen Gemeinscha­ften nachdenken. Ein anderes Rezept muss jedenfalls her. Nach der Wahl signalisie­ren beide Politiker Gesprächsb­ereitschaf­t, knüpfen Verhandlun­gen aber wieder an Bedingunge­n. Noch dreht sich die Abwärtsspi­rale.

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