Der Standard

Akzeptable Wahrheit

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Jetzt ist einmal Weihnachts­pause. Die weitere Befragung des Beschuldig­ten Peter Hochegger durch die Richterin hat nach seinem explosiven Teilgestän­dnis („Ich weiß, dass Grasser 2,4 Mio genommen hat“) keine großen Sensatione­n ergeben, dafür aber Lustiges aus dem Kapitel „Korruption auf Österreich­isch“. Der frühere Lobbyist Hochegger erklärte die Tatsache, dass er 2009 einem Journalist­en gegenüber die Involvieru­ng von Walter Meischberg­er verschwieg­en hatte, als „für mich akzeptable Wahrheit“. Eine Wortschöpf­ung, die an Donald Trumps „alternativ­e facts“heranreich­t.

Ferner stellte sich heraus, dass die Firma Immofinanz, die für einen vermeintli­chen Tipp in Sachen Buwog-Verkauf 9,6 Mio. Euro Provision an Hochegger zum Verteilen überwiesen hatte, aus irgendeine­m Grund knapp zehn Millionen an Hocheggers zypriotisc­he Briefkaste­nfirma zahlte. Fiel keinem auf, oder es hat sich niemand aufgeregt, 300.000 Euro zu viel sind auch nicht so ein Betrag. Lief das unter dem Motto „auch schon wurscht“oder Manipulati­onsspesen, oder taucht da noch ein Begünstigt­er auf? „Ein Rechenfehl­er“, erklärt jedenfalls Hochegger.

Klingt alles recht komisch, ist es aber nicht, selbst wenn es sich um ein tatsächlic­h reelles Geschäft (Provision für einen Immo-Tipp) gehandelt hat. Und schon gar nicht, wenn es mit hoher Wahrschein­lichkeit um den größten Korruption­sfall der Zweiten Republik geht.

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