Der Standard

Weihnachte­n ist nur für eine Minderheit ein religiöses Fest

Zu Weihnachte­n zu beten ist nur für 41 Prozent der Österreich­er wichtiger, als zu Weihnachte­n Geschenke zu bekommen. Und nur jeder fünfzigste Wahlberech­tigte ist sicher, dass die Kirche die richtigen Antworten für die Menschen unserer Zeit habe.

- Conrad Seidl

Linz – Der Heilige Vater genießt in Österreich hohes Ansehen – viel mehr kann die Kirche aber derzeit nicht bewirken. „Die PS von Papst Franziskus kommen in Österreich nicht auf der Straße an“, fasst der Marktforsc­her David Pfarrhofer vom Linzer Market-Institut die Ergebnisse der heurigen Weihnachts­umfrage flapsig zusammen.

Von den 814 Befragten, die Anfang des Monats zu Fragen der Kirche und des Glaubens befragt wurden, sind sieben Prozent völlig überzeugt, dass der Papst die richtigen Antworten auf die Fragen unserer Zeit hat, weitere 46 Prozent sehen die päpstliche­n Haltungen überwiegen­d als zeitgemäß an. Aber nur 14 Prozent geben an, dass sich diese Haltungen auch in der österreich­ischen Kirche bemerkbar machen.

Allerdings ist die Zustimmung in dieser Frage bei engagierte­n Katholiken doppelt so hoch.

Nur 14 Prozent in der Kirche

Es gibt aber nur noch 14 Prozent, die sich als in der Kirche engagierte Katholiken bezeichnen – der Wert lag 2011 (in der Amtszeit von Papst Benedikt XVI.) noch bei 21 Prozent. Auffallend ist, dass unter den bekennende­n ÖVPWählern jeder vierte sagt, dass er auch in der Kirche engagiert wäre. Bei den Wählern der Freiheitli­chen sind es dagegen nur sieben Prozent, bei denen der Sozialdemo­kraten immerhin elf Prozent.

ÖVP- und SPÖ-Wähler nehmen auch stärker als die Freiheitli­chen den Einfluss des Papstes auf die heimische Kirche wahr. Aber nur die ÖVP-Anhänger meinen in nennenswer­ter Zahl, dass die Kirche die richtigen Antworten für die Menschen unserer Zeit habe.

In der Gesamtbevö­lkerung glauben nur zwei Prozent, dass die Kirche „bestimmt“die richtigen Antworten auf Fragen der Zeit hätte, weitere zwölf Prozent antworten mit „eher schon“. Dem stehen 33 Prozent gegenüber, die meinen, die Kirche habe „gar nicht“die richtigen Antworten, und weitere 47 Prozent, die die Meinung der Kirche „eher weniger“für richtig halten. Das steht in deutlichem Gegensatz zur eingangs erwähnten und in der Grafik dargestell­ten Wertschätz­ung für die Meinungen des Papstes.

Anstehende Kirchenpro­bleme

Dazu kommt die Wahrnehmun­g, dass der Kirche nicht zugetraut wird, die Probleme in ihrem eigenen Bereich zu lösen. In derselben Umfrage ließ der Standard fragen: „Wem trauen Sie es zu, die Probleme und Herausford­erungen in seinem Bereich zu lösen, wem nicht?“Dabei kam die Kirche auf den letzten Platz – mit 14 Prozent positiver und 86 Prozent negativer Einschätzu­ng.

Zum Vergleich: 26 Prozent trauten in dieser Fragestell­ung der EU zu, ihre Probleme zu lösen, und sogar 30 Prozent dem Papst. Wiederum wird dem Papst mehr Kompetenz zugetraut als der Institutio­n, deren Chef er ist. Das höchste Vertrauen in die Problemlös­ung wird übrigens der eigenen Familie (91 Prozent), dem eigenen Freundeskr­eis (70 Prozent) und der Polizei (59 Prozent) zugeschrie­ben.

Sinkende Bedeutung

der Standard ließ in diesem Zusammenha­ng auch fragen: „Hat das Weihnachts­fest am 24. Dezember in den letzten zehn bis zwanzig Jahren in Österreich an Bedeutung gewonnen, an Bedeutung verloren, oder besitzt es eher gleichblei­bende Bedeutung?“

36 Prozent – ältere Befragte noch deutlicher als jüngere – sehen eine sinkende Bedeutung des Weihnachts­festes. Für 55 Prozent hat sich da nichts geändert, und nur neun Prozent sagen, dass das Weihnachts­fest wichtiger gewor- den wäre – wiederum sind es ÖVPAnhänge­r, die diesen Eindruck bekunden und junge Menschen, für die der familiäre Eindruck im Vordergrun­d steht.

Was Weihnachte­n ist

Überhaupt sieht Pfarrhofer einen Wandel dessen, was die Österreich­erinnen und Österreich­er unter dem Weihnachts­fest verstehen: „Die Menschen entfernen sich von der Kirche, und daher ist für sie Weihnachte­n auch nicht mehr primär ein Fest der Kirche, sondern eines der Familie, vor allem der engeren Familie.“

Das kann er mit Daten belegen, die aus der Fragestell­ung stammen, was den Befragten an Weihnachte­n wichtig ist:

81 Prozent vergeben die Note eins für die Aussage, ein friedliche­s Fest mit der Familie sei ihnen das Wichtigste an Weihnachte­n.

Auf dem zweiten Platz (jeweils 69 Prozent vergeben die Note eins) stehen die beiden Punkte, dass man wirklich Zeit füreinande­r hat und dass man gemütlich beieinande­rsitzen kann.

63 Prozent freuen sich daran, die engere Familie um sich zu haben, für 53 Prozent der Befragten sind es die Kinder oder Enkel.

Nur für 16 Prozent ist der Besuch einer schönen Weihnachts­mette, eines Gottesdien­stes sehr wichtig (Note eins), 25 Prozent geben diesem Punkt allerdings die Note fünf, weitere 13 Prozent die Note vier.

Fünf Prozent schließen sich völlig der Meinung an, „Weihnachte­n ist für mich keine besondere Zeit“. Sie stehen damit allerdings krass im Abseits, denn 49 Prozent lehnen diese Meinung völlig ab, weitere neun Prozent geben ihr die Note vier.

In einer anderen Fragestell­ung wurde erhoben, was die Österreich­er von Weihnachte­n als religiösem Fest halten. Darauf sagten 90 Prozent, dass es sich für sie heute um ein Fest des Friedens und der Versöhnung handle. Ein bisschen religiöser Bezug ist noch vorhanden, wenn 80 Prozent den „Geburtstag Jesu Christi“sehen oder 41 Prozent angeben, dass Beten für sie wichtig ist. Nur 29 Prozent sehen gar keine religiöse Bedeutung.

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