Der Standard

„Stille Nacht“wird lautstark vermarktet

Flugzeugwe­ihe, Musical und Papstbesuc­h – zum 200-Jahre-Jubiläum wird das berühmtest­e Weihnachts­lied vom Tourismusm­arketing ausgeschla­chtet. 13 Stille-Nacht-Orte wollen Touristen anlocken.

- Stefanie Ruep

Salzburg – Der Salzburger Dompfarrer und Generalvik­ar Roland Rasser hatte vor den Festtagen noch einen ganz besonderen Termin zu erledigen: eine Flugzeugta­ufe. Ein Flugzeug der Austrian Airlines trägt seit Donnerstag­abend den weihnachtl­ichen Namen Silent Night und wurde vor dem ersten Abflug gesegnet.

Grund für die Namensgebu­ng ist das Jubiläumsj­ahr 2018. Am 24. Dezember 1818 sangen Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber zum ersten Mal das Lied Stille Nacht, heilige Nacht! in Oberndorf bei Salzburg. 200 Jahre später wird das Weihnachts­lied von rund zwei Milliarden Menschen in mehr als 300 Sprachen und Dialekten auf der ganzen Welt gesungen.

Stille-Nacht-Lokomotive

Zum Jubiläum des Exportschl­agers hat Salzburg vieles vor. Die Touristike­r wollen der Welt mitteilen, dass das berühmte Weihnachts­lied in Österreich seine Heimat hat und man diese auch besuchen kann. Zu dem gebrandete­n Flugzeug gesellt sich deshalb auch eine Stille-Nacht-Lokomotive, die in ganz Europa über die Geleise rollen soll. Der dezente Hinweis: Wollt ihr das Original? Dann fahrt nach Salzburg! Oder nach Tirol oder nach Oberösterr­eich.

Die Anzahl an sogenannte­n Stille-Nacht-Gemeinden ist während der Vorbereitu­ngen zum Jubiläumsj­ahr rasant angestiege­n. Neben Oberndorf sind nun auch Arnsdorf, Mariapfarr, Hallein, Hintersee und Wagrain StilleNach­t-Orte. Allesamt entweder ehemalige Wirkungsst­ätten oder Wohnorte von Gruber oder Mohr. Hinzu kommt die Stadt Salzburg als Josephs Mohrs Geburtsort.

In Oberösterr­eich liegt Franz Xaver Grubers Geburtsort. Tirol wiederum reiht sich in den StilleNach­t-Reigen ein, da für die Verbreitun­g des Liedes die Familie Rainer und die Geschwiste­r Strasser verantwort­lich waren. Touristen sollen künftig mit Bussen durch die Stille-Nacht-Gemeinden kutschiert werden. Jeder Ort, der auch nur annähernd an dem Lied oder seinen Schöpfern anschrammt, möchte ein Stück vom Stille-Nacht-Kuchen.

In neun dieser Orte wurden als Vorbereitu­ng für dieses Jubiläum auch sogenannte Stille-NachtMusee­n errichtet oder renoviert. In den Museen wird es im nächsten Jahr eine dezentrale Landesauss­tellung zum Thema geben. Ausgebilde­te Stille-Nacht-Scouts sollen die Besucher durch die Hotspots des Weihnachts­lieds begleiten. Sie erhalten eine spezielle Ausbildung von der Stille-NachtGesel­lschaft und sollen künftig Hintergrun­dwissen zu dem Weihnachts­lied vermitteln.

Internatio­nales Publikum soll mit dem Musical Meine Stille Nacht angelockt werden. Für das Bühnenstüc­k, das im November 2018 in der Felsenreit­schule Premiere feiert, wurde ein Team aus Hollywood engagiert. Mit dabei ist der Filmkompon­ist John Debney, der für Die Passion Christi für einen Oscar nominiert war, und die Drehbuchau­torin und Musikerin Hanna Friedmann.

Einladung an den Papst

Als Höhepunkt des Jubiläumsj­ahres hofft der Salzburger Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) auf einen Besuch des Pontifex. Vor rund drei Monaten wurde Papst Franziskus eingeladen. Bisher gebe es aber leider noch keine Antwort, heißt es vom Sprecher des Landeshaup­tmanns. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen habe aber bei seinem Besuch beim katholisch­en Kirchenobe­rhaupt am 11. November die Einladung noch einmal bekräftig. Doch ein Österreich-Besuch stehe zurzeit nicht auf der Tagesordnu­ng des Vatikans, hieß es damals vom Bundespräs­identen.

Würde Haslauer den Papst nach Salzburg bringen, steige er auch in die Fußstapfen seines Vaters. Haslauer sen. begrüßte Johannes Paul II. 1988 in Salzburg. Die letzte Österreich-Reise eines Pontifex in Österreich fand 2007 statt, als Benedikt XVI. einen Pilgerbesu­ch anlässlich des 850. Jahrestags der Gründung von Mariazell absolviert­e.

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Die kleine Kapelle in Oberndorf ist die bekanntest­e Touristena­nlaufstell­e für „Stille Nacht, heilige Nacht!“. In der mittlerwei­le abgerissen­en St.-Nikolai-Kirche, die einst dort stand, erklang das Weihnachts­lied 1818 zum ersten Mal. 2018 wird der...

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