Showdown in Stadlau nach „Schlampensager“
21-jähriger Footballspieler und 22 Jahre alter Koloss sollen einander bedroht haben
Wien – In Stadlau, einem Teil von Wien-Donaustadt, gibt es nicht nur eine von Wolfgang Ambros besungene Rose, sondern auch einen Gewerbepark – mit einem Schnellrestaurant, bei dem sich am 25. September Aleksandar M. und Karl M. mit Kalorien versorgen wollten. Ein Plan, der für beide mit einer Anklage wegen gefährlicher Drohung vor Richter Johannes Varga endete.
Die Physis des Duos sorgt für eine ungewöhnliche Sitzordnung: Karl M. darf neben der Staatsanwältin Platz nehmen. Der Grund: Im kleinen Saal 309 des Wiener Straflandesgerichts haben der Footballspieler und sein Kontrahent, von der Statur her ein Ringer, nicht gleichzeitig Platz auf der Anklagebank.
Mit zwei Autos fuhren Karl M. und Kollegen in der fraglichen Septembernacht jedenfalls nach dem Sporttraining in den Gewerbepark. Das erste Auto, das ankam, war jenes seiner Freunde. Kurz nach ihnen traf Aleksandar M. mit seinem Jaguar ein. „Wir wollten den Drive-in benutzen, haben aber am Rand der Zufahrt geparkt, um zu schauen, ob wir noch Gutscheine haben“, schildert der von Philipp Wolm vertretene Erstangeklagte. „Plötzlich ist ein anderes Auto gekommen, und jemand hat mir die Lichthupe gegeben.“Der 22-Jährige fuhr zwar weg, ärgerte sich aber, dass auf dem leeren Parkplatz genau dieser Halteort ausgesucht wurde.
„Als sie ausgestiegen sind, habe ich das Fenster heruntergelassen und gefragt, ob das jetzt wirklich notwendig gewesen ist. Aber im Spaß“, beteuert der Vorbestrafte. Der Humor entging den Angesprochenen, es kam zum Wortgefecht – bei dem Karl M. gedroht haben soll: „Ich werde dich und deine Schlampe im Auto aufschlitzen!“Dabei habe der Gegner beide Hände in den Jackentaschen gehabt.
„Ich habe ja nicht gewusst, ob er ein Messer hat“, begründet der Erstangeklagte, warum er seine Gaspistole aus dem Handschuhfach kramte, ebenso ausstieg und auf die Gruppe zuging. Dass er mit der Waffe auf den Zweitangeklagten gezielt habe, gibt er zu. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich jemanden erschieße. Glaubst, ich trau mich nicht abzudrücken?“, will er aber nicht gesagt haben. Einer seiner Freunde habe ihn dann beruhigt, worauf er eingestiegen und weggefahren sei.
Er habe sich aber gedacht, er könnte mit dem Zücken der Waffe die Situation entschärfen. „Warum haben Sie überhaupt eine Gaspistole?“, will Varga wissen. „Ich war Mietwagenfahrer, da ist mir einiges passiert“, antwortet der Arbeitslose. „Außerdem werde ich auch von tschetschenischen Leuten gesucht.“
Karl M. sieht sich unschuldig. „Als ich auf den Parkplatz gekommen bin, ist neben dem Auto von Michel ein anderes gestanden. Ich habe mir gedacht, die kennen sich vielleicht, und habe gewartet.“Michel S. betätigte die Lichthupe, dann fing der Streit an.
Es fielen Diskussionsbeiträge wie „Kummts her, wennts die Eier hobts“und „Glatzkopf, dir scheiß ich auch noch auf den Kopf“. Der 21-Jährige gesteht, irgendwann mit „Du willst ja nur deine Schlampe am Beifahrersitz beeindrucken“gekontert zu haben, Morddrohung sei aber keine dabei gewesen. Daraufhin sei Aleksandar M. ausgestiegen und habe ihn mit der Waffe bedroht und seine Tötungserfahrung erwähnt.
Die Ex-Freundin des Erstangeklagten bestätigt dessen Version, auch sie will etwas von „aufschlitzen“oder „abstechen“gehört haben. Die Freunde des Zweitangeklagten wiederum untermauern dessen Darstellung.
Am Ende verurteilt Varga Aleksandar M. anklagekonform zu fünf Monaten bedingt, den von Nadine Illetschko vertretenen Karl M. spricht er frei, beides nicht rechtskräftig. „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum man aus dem Auto aussteigt, sich auf die Gegner zubewegt und sogar einkreisen lässt, wen man sich fürchtet“, glaubt Varga die Darstellung des Erstangeklagten nicht.