T-Mobile kauft UPC um 1,9 Milliarden Euro
Mit der Übernahme des Kabelanbieters UPC startet T-Mobile einen Frontalangriff auf den österreichischen Marktführer A1. T-Mobile wird damit Mobilfunk, Breitbandinternet und Fernsehen aus einer Hand anbieten können.
Wien – Gerüchte über einen anstehenden Verkauf von UPC gab es schon im November, nun ist es fix: Der zweitgrößte österreichische Mobilfunker T-Mobile übernimmt den Kabelanbieter UPC für 1,9 Milliarden Euro. Dafür bekommt T-Mobile rund 654.000 UPCKunden, alle etwa 1000 Mitarbeiter und eine der größten InternetInfrastrukturen des Landes. „Der Zusammenschluss von UPC Austria und T-Mobile ist einer der größten Deals der vergangenen zehn Jahre in Österreich“, erklärte Eric Tveter, Europachef von Liberty Global, dem Eigentümer von UPC. Vorbehaltlich, der Deal wird auch von den Behörden genehmigt – damit ist nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2018 zu rechnen.
T-Mobile kann mit dem Zukauf künftig nicht nur Mobilfunk, sondern auch fixes Breitbandinternet und Fernsehen anbieten. Schon im November ließ CEO Andreas Bierwirth durchblicken, dass man mit dem Gedanken an einen Aufbau einer eigenen Festnetzinfrastruktur spiele, führte damals allerdings keine Details aus. Mit der Übernahme reagiert das Unternehmen auf den harten Wettbe- werb im heimischen Mobilfunkmarkt. Einmal jährlich die Preise für Bestandskunden zu erhöhen reicht nicht mehr aus, um den Eigentümer zufriedenzustellen. Auch bei den Kunden kommen die höheren Tarife nicht gut an – sie sind in den letzten Jahren scharenweise zu Mobilfunkdiskontern abgewandert. Daher müssen neue Geschäftsfelder her. Mit der Übernahme kann T-Mobile aussichtsreiche neue Projekte wie etwa ein eigenes Video-Streamingangebot aufbauen. Für Konsumenten kann sich die Übernahme rechnen, da sie den Wettbewerb weiter anheizen und zu niedrigeren Tarifen führen kann.
Angriff auf A1
In einer Stellungnahme betont T-Mobile zudem, dass man dem „dominanten Marktführer A1“nun stärker Konkurrenz machen will. Ob die vergleichsweise stolzen Preise für Breitbandinternet in Österreich sinken werden, wird sich wohl bald zeigen. Der Eigentümer von T-Mobile, die Deutsche Telekom, scheint generell ihr Europageschäft stärken zu wollen. Erst vor wenigen Tagen hat man die Übernahme des niederländischen Tele2-Geschäfts für 190 Millionen Euro bekanntgegeben.
Am österreichischen Telekommarkt wurden die Karten bereits diesen Sommer neu gemischt. „3“, der drittgrößte Mobilfunker des Landes, übernahm das ÖsterreichGeschäft des Internetproviders Tele2. Erklärtes Ziel auch dieser Übernahme: Man will A1 Kunden abjagen. Das kommt für den Marktführer ungelegen, da er mit internen Querelen zu kämpfen hat, die unter anderem zum Abgang der A1-Chefin Margarete Schramböck führten – der frischgebackenen Digitalministerin der türkis-blauen Regierung. Es bleibt abzuwarten, wie sie mit ihren ehemaligen Kontrahenten künftig zusammenarbeitet. Mit besonderen Streicheleinheiten rechnet man bei A1 nicht.
Für den UPC-Eigentümer Liberty Global könnte der Verkauf auch strategische Gründe haben: Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte die Transaktion die Türen öffnen, um wieder mit dem britischen Telekomriesen Vodafone ins Gespräch zu kommen. Mehrfach waren Verhandlungen mit den Briten über einen Zusammenschluss großer Konzernteile gescheitert. Das Österreich-Geschäft hat für den Kabelkonzern keine große Bedeutung. 2016 steuerte es nicht einmal zwei Prozent zum Konzernumsatz von umgerechnet rund 16 Milliarden Euro bei. (sum)