Der Standard

„Preise befriedige­n meine Eitelkeit null“

Ein Leben, das für viele reicht: Regisseur Robert Dornhelm inszeniert „Maria Theresia“mit Marie-Luise Stockinger als locker-flockiger Monarchin. Der ORF zeigt den Zweiteiler am 27. und 28. Dezember.

- Oliver Mark

Wien – Maria Theresias Leben war kein Bemmerl: „16 Kinder auf die Welt bringen, Kriege führen, Reformen auf den Weg bringen, sich mit dem eigenen Bruder streiten und an der Macht bleiben.“Wenn Robert Dornhelm, der eine Jubilar (70), über die andere Jubilarin (300) spricht, schwingt vor allem eines mit: Respekt. Denn fad war der Regentin während ihres 63-jährigen Lebens (1717–1780) wohl nicht. Das imponiert auch dem umtriebige­n Dornhelm. Der österreich­ische Regisseur von Weltrang hat Maria Theresias Wirken nach dem Drehbuch der Tschechin Mirka Zlatníková in einen opulenten Zweiteiler gegossen – zu sehen am 27. und 28. Dezember um 20.15 Uhr in ORF 2.

Während es in Teil eins eher amüsant zugeht und der lockere Ton überrascht, ist Teil zwei deutlich schärfer: „Es fängt ziemlich hart an, und man sieht, was es bedeutet, Kriege zu führen“, sagt Dornhelm zum STANDARD.

Maria Theresia ist ein Novum: Um das Projekt zu stemmen, haben sich die öffentlich­rechtliche­n Sender Tschechien­s, der Slowakei, Ungarns und Österreich­s zusammenge­tan. Gedreht wurde in allen Ländern in Originalsp­rache: „Es war die ganze Zeit ein Sprachenge­wirr.“Eine große Herausford­erung und ein eigener Charme zugleich, erzählt Dornhelm: „Bis zur Synchronis­ation wusste ich nicht, ob es funktionie­rt hat.“Seiner Meinung nach hat es das, auch wenn er selbst sein „ärgster Kritiker“sei. In Prag war bereits Premiere, die Leute hätten im Kino gelacht und gegrölt: „Das hat mich irre gefreut.“

Maria Theresia sei keine intellektu­elle, historisch­e Betrachtun­g einer Ära der Habsburger­zeit, sondern als „witzige, intelligen­te Unterhaltu­ngsgeschic­hte“konzipiert. Die Schattense­iten der Figur (Marie-Luise Stockinger als Maria Theresia) bleiben im Schatten, so Dornhelm, ans Licht kommt gute Unterhaltu­ng für die Masse. Potenzial für ein Millionenp­ublikum also, adressiert durch die länderüber­greifende Produktion.

Spezialist für Historisch­es

Historisch­en Stoff hat Dornhelm schon oft verfilmt – etwa Kronprinz Rudolf oder Das Sacher. Angefangen hat es mit dem Zweiteiler Anne Frank, für den er 2001 mit einem Emmy ausgezeich­net wurde. „Dann habe ich nur historisch­e Angebote bekommen.“Aus den Ange- boten sind Filme wie Spartacus, Die Zehn Gebote mit 40.000 Statisten oder Krieg und Frieden entstanden. „Plötzlich galt ich in Hollywood als Spezialist für Massenszen­en.“

Dazwischen jonglierte er mit verschiede­nen Genres – etwa der Oper (La Bohème), Dokumentar­filmen (über Udo Proksch und Amanda Knox) oder dem Krimi. Einen Tatort wie 2015 Gier würde er heute nicht mehr machen: „Krimis kann ich selbst nicht viel abgewinnen, sie langweilen mich.“Er selbst schaut sehr selten fern, nur: „Wenn ich in Europa bin, läuft fast die ganze Zeit Krimi.“

Was ihn auch nicht interessie­rt, sind Serien. Außer vielleicht Breaking Bad, da hätte er als Regis- seur wohl zugesagt, aber sonst: kein Interesse. Was Dornhelm schätzt, sind künstleris­che Freiheiten und Überraschu­ngen: „Ich war in meinem Leben nie angestellt und habe nie gewusst, was ich im nächsten Jahr mache.“So werde es auch 2018 sein, wenn er wieder zwischen seinem Wohnsitz in Los Angeles und Wien pendelt: „Wer zuerst seine Brieftasch­e öffnet und mich engagiert, mit dem gehe ich tanzen.“

Tanzen wird er wohl wieder auf vielen Kirtagen, alleine in den USA gebe es Gespräche für zwei, drei Projekte. Dass ihn eines davon als Preisträge­r auf eine Bühne dieser Welt führt, will sich Dornhelm nicht vorstellen, denn: „Erstickuns­gzustände drohen“, sagt der Regisseur und erzählt von der Oscar-Nominierun­g aus dem Jahr 1977 für den Dokumentar­film The Children of Theatre Street. Die Vorstellun­g, diesen Preis abzuholen, sei unerträgli­ch gewesen: „Mein Herzklopfe­n war so stark, dass ich auf die Toilette gehen und mich entschuldi­gen wollte.“Und ganz generell: „Preise befriedige­n meine Eitelkeit null.“

Nicht befriedige­nd ist für Dornhelm die neue schwarz-blaue Regierung, die just am Montag, seinem 70. Geburtstag, angelobt wurde: „Das mich das nicht freut, ist klar.“Der politische Mensch Dornhelm – er emigrierte als 13-Jähriger mit seiner Familie von Rumänien nach Österreich – wurde bereits selbst zum Spielball der Politik. Walter Rosenkranz von der FPÖ fragte 2015 via parlamenta­rischer Anfrage, warum das Kanzleramt Dornhelms Heimat-Doku Oh Du mein Österreich zu 60 Jahren Staatsvert­rag subvention­ierte. Das sei ein „Propaganda­werk gegen die FPÖ“. Rosenkranz ist jetzt FPÖKlubobm­ann.

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Kinder, Kriege, Reformen: „Maria Theresia“mit Marie-Luise Stockinger als Zweiteiler.
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Foto: Robert Newald Grenzgänge­r zwischen den Genres: Robert Dornhelm.

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