Der Standard

Selbstzuge­fügte Wunden

- Gudrun Harrer

Die Uno-Generalver­sammlung hat sich mit einer großen Mehrheit gegen die US-Entscheidu­ng ausgesproc­hen, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkenn­en. So weit, so erwartbar: Die internatio­nale Gemeinscha­ft schüttelt eben nicht, nur weil es der US-Präsident eines Tages so will, prompt die jahrzehnte­lange Rechtsmein­ung ab, dass der Status Ostjerusal­ems ungeklärt sei. Wobei eine Resolution der Generalver­sammlung ohnehin keine Konsequenz­en hat.

Und dennoch tut sie sowohl den USA als auch Israel weh. Und die Wunden sind teilweise selbst zugefügt. Die US-Drohungen vor der Abstimmung haben auch das Maß dessen überschrit­ten, was man vom Brachialpo­litiker Donald Trump kennt. Sogar er hätte verstehen müssen, dass etwa seine arabischen Freunde gar nicht anders stimmen können. Trump hat die Fronten zwischen Israel und den Arabern – die er in einer Allianz mit Israel gegen den Iran sehen will – ohne Not wieder vertieft.

Israels Premier Benjamin Netanjahu wiederum muss erkennen, dass seine Bäume nicht in den Himmel wachsen. Seine aktive bilaterale Außenpolit­ik weltweit sollte beweisen, dass die Palästinen­serfrage keine Rolle mehr spielt. Israel erfährt nun, dass das Abstimmung­sverhalten in der Uno diese neuen Beziehunge­n nicht reflektier­t. Da sind die Stimmentha­ltungen nur ein kleines Trostpflas­ter, auch wenn sechs östliche EU-Staaten dabei sind.

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