Der Standard

Wie die FPÖ bei Ceta umfällt

- András Szigetvari

Die FPÖ ist spektakulä­r umgefallen. Im Wahlkampf noch hatten die Freiheitli­chen den Handelspak­t Ceta voll abgelehnt. Eine Volksabsti­mmung über das Abkommen zwischen der EU und Kanada wurde von HeinzChris­tian Strache und Norbert Hofer sogar zur Koalitions­bedingung erklärt. Davon ist nichts übrig. Im Regierungs­programm verpflicht­eten sich beide Herren dazu, Ceta umzusetzen. Im Gegensatz zur blauen Vergangenh­eit findet sich gar kein kritisches Wort zu Freihandel im Programm.

Spiegelt das nur die Notwendigk­eit wider, Kompromiss­e in einer Koalition einzugehen, wie die FPÖ jetzt betont? Nein, das Problem liegt tiefer. Die einzig klare Linie in der Debatte verfolgten bisher nur ÖVP und Neos, die pro Handelsabk­ommen argumentie­ren. Die Kritiker kämpfen ständig damit, dass ihnen ihre Verspreche­n auf den Kopf fallen. Kanzler Christian Kern hatte 2016 die Sozialdemo­kraten auf den Kampf gegen Ceta eingestimm­t. Nach Widerspruc­h in der EU musste er kleinlaut zurückrude­rn.

Österreich­s Nationalra­t kann, das hat der EuGH geklärt, große Teile von Handelsabk­ommen wie Ceta blockieren. Realpoliti­sch ist es aber nicht möglich, dass Österreich gegen den Wunsch von 27 anderen EU-Ländern agiert. Dieses Faktum gehört diskutiert: Wie viel Raum bleibt für die nationalen Demokratie­n in der Union und ist dieser ausreichen­d? Solange das nicht geklärt ist, sollten Kritiker der Handelspak­te sich vor falschen Verspreche­n hüten.

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