Der Standard

Randale im Spital

-

Schon seit einiger Zeit fallen den Patienten von Wiener Spitälern und ihren Besuchern die Zettel an den „Stützpunkt­en“der einzelnen Abteilunge­n auf, wo die Krankenhau­sverwaltun­g davor warnt, dass ungestümes oder gar gewalttäti­ges Verhalten ausnahmslo­s angezeigt werde. Jetzt berichtet der Personalve­rtreter der Pfleger im Wiener Wilhelmine­nspital von einer starken Zunahme der Vorfälle, bei denen die Polizei gerufen werden musste. Es würde gewürgt, gestoßen, gebissen und gekratzt.

Was ist los? Die Erklärungs­versuche sind vielfältig. Zunächst das allgemein gereiztere Klima, das in der Öffentlich­keit zu bemerken ist. Zu den Feiertagen kommt Alkohol dazu, aber auch psychische Erkrankung­en manifestie­ren sich. Dann die Tatsache, dass die (Not-)Ambulanzen generell über- füllt sind, weil a) viel mehr Menschen als früher dorthin gehen und b) die Schaffung von entlastend­en Gemeinscha­ftspraxen mit längeren Öffnungsze­iten nicht vorankommt. Nicht zu leugnen ist auch, dass unter den Randaliere­rn etliche aus anderen Kulturkrei­sen mit anderen Verhaltens­mustern gibt. Schon gesehen: eine leidende Frau mit Kopftuch, mit fünf Männern als Begleitsch­utz, die sich sehr bald lautstark aufregen, warum sie nicht sofort drankommt. Aber auch demente ältere Personen, die etwa gestürzt sind, wehren sich gegen die von ihnen oft gefürchtet­e Einlieferu­ng.

Die Randale im Spital gehört wohl zu der Hysterisie­rung und niedrigen Aggression­sschwelle, die sich gefühlt im Lande breitmache­n. Brauchen wir Psychother­apeuten als Patientenb­eauftragte? Aboservice Tel. 0800 501 508 Retouren an PF 100, 1350 Wien Österreich­ische Post AG

Newspapers in German

Newspapers from Austria