Der Standard

Undank ist der Welt Lohn

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Gestern haben wir eine Fahrerfluc­ht vereitelt. Es handelte sich zwar nur um einen Mikroschad­en, aber es fühlt sich gut an. Eine augenschei­nlich untalentie­rte Frau setzte mit ihrem Lade-Kombi zurück und touchierte den nächsten Wagen. Wiewohl das Knirschen vernehmbar war: Es war nur die Nummerntaf­elhalterun­g zerbrochen.

Da wir uns vorgenomme­n haben, unser loses Maul zu zügeln: Vielleicht war die Fahrerin nicht untalentie­rt, sondern ungeübt. Das schlossen wir aus dem Umstand, dass sie gar nicht zurücksetz­en hätte müssen. Vor ihr war massig Platz. Egal, unfair war sie jedenfalls. Denn sie wollte abhauen – nachdem sie das Kennzeiche­n notdürftig in die angeknacks­te Halterung gedrückt hatte. Man muss allerdings kein Profi sein, um zu erkennen, dass das Taferl in der ersten Kurve herabgefal­len wäre.

Weil eine Neubeschaf­fung bekanntlic­h teuer kommt – beim Verkehrsam­t sind zwei Tafeln zu bestellen (gibt’s nur im Doppelpack) –, klopfte ich an ihr Fenster, als sie sich eilig anschickte, den Tatort zu verlassen. Auf die Frage, ob sie nicht den Fahrzeugha­lter vor dem drohenden Verlust warnen wolle, meinte sie keck: Es sei ja nichts passiert, und sie habe auch keinen Kugelschre­iber dabei, um eine Nachricht unter den Scheibenwi­scher zu klemmen. Mit dieser Ansage provoziert­e sie eine Diskussion, die andauerte, bis die Geschädigt­e aus dem Bahnhofsge­bäude kam.

Gemeinsam mühten sich die Frauen nun mit der Wackelhalt­erung ab, ehe beide grußlos abrauschte­n. Selbst schuld, dachten wir. Warum haben wir uns auch eingemisch­t. (ung) pderStanda­rd. at/Steuerfrau

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