Der Standard

Das dicke blaue Pony mit dem ehrlichen Durst

Schnell bevor das Facelift auf den Markt kommt, bringt Ford den Mustang in der Blue Edition heraus. Das Grabber-Blue kennen Ford-Fans noch von früher. Doch die Farbe allein ändert nichts am Auto. Zum Glück.

- Guido Gluschitsc­h

Ostösterre­ich – Es ist Anlauf Nummer drei mit dem aktuellen Mustang. Bei seiner Präsentati­on wurden wir gleich dicke Freunde. Die Vorfreude auf den Supatest mit dem Convertibl­e im Friaul war sogar größer als das Erlebnis selbst, und so war die Euphorie, als uns Ford den blauen Mustang in die Testgarage stellte, gar nicht viel größer als die eines Kindes zu Ostern, Weihnachte­n und Geburtstag zusammen. Nur damit wir uns verstehen: Für einen Ford-Narren wie mich ist das in dem Fall bescheiden wenig Freude, eine, die eher einem Fiesta ST entspräche.

Die ersten Kilometer hatten es dann aber gleich richtig in sich. Der Weg zum Pappnschlo­sser führte Stunden über die zentimeter­hoch verschneit­e Autobahn.

A gführiger Schnee

Jetzt, da es quasi eh nur mehr SUVs in unserem Testfuhrpa­rk gibt, ist es schon ein besonderes Dings, bei dem Winterwett­er einen 421 PS starken Hinterradl­er über die Berge schupfen zu müssen. Dings halt. Glück.

Die Frau Gemahlin hat die Rutscherei für ein kurzes Napserl auf dem Beifahrers­itz genutzt, und der Herr Zahnarzt, wie er heißt, wenn er in der Nähe ist, war erstaunt darüber, einmal einen so gut gelaunten Patienten zerbohren zu dürfen.

Während der eine schürfte, schöpften die anderen. Die Asfinag nämlich. Der Heimweg war salznass, aber nicht weniger lustig, wenn wir einmal die Tränschger­ei aus dem rechten Mundwinkel ausblenden. Von wegen Brücke. Das muss ein Aquädukt sein.

Zurück daheim war klar: Ich hab’ mich zu wenig auf das Pony gefreut. Dieses Auto ist nämlich der absolute Wahnsinn – und für mich der erste Wagen, bei dem ich nicht sofort den Sportschal­ter schnalze, sobald der Motor rennt. Der Mustang braucht gar keinen Sportschal­ter. Der ist im Normalmodu­s perfekt abgestimmt. Was aber zum größten Teil schon allein am herrlichen V8-Sauger unter der Haube liegt.

Fünf Liter Hubraum, über 400 PS und mehr als 500 Newtonmete­r Drehmoment. Das alles darf über einen schnörkell­osen Hinterrada­ntrieb ins Freie. Also ab ins Fahrtechni­kzentrum in Teesdorf.

Himmel – äh, Schimmel, ist der Mustang schnell und gut. Die tiefe Sitzpositi­on, der gewaltige Antrieb, das eindeutige Feedback vom Auto. Da könnte man unzählige Runden von Lenkanschl­ag zu Lenkanschl­ag – wären da nicht die Gummis. Die Pony- und MustangSpr­üche ziehen bei der Exekutive wohl nicht, wenn das Heu aus den Reifen hängt. Und Sprit ist auch nur bedingt an Bord. Obwohl, trotz Drifterei blieb der gesamte Testverbra­uch (13,8 l) sehr nah an den normermitt­elten zwölf Litern.

 ??  ?? Das satte V8-Gebrabbel allein macht schon was her. Dazu bringt Ford – noch schnell vor dem Facelift – den Mustang in Grabber-Blau.
Das satte V8-Gebrabbel allein macht schon was her. Dazu bringt Ford – noch schnell vor dem Facelift – den Mustang in Grabber-Blau.

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