Der Standard

Der Ufo-Hype erlebt eine Neuauflage

Ein ehemaliger Pentagon-Geheimdien­stler, der einem geheimen US-Regierungs­programm zur Untersuchu­ng von fliegenden Untertasse­n vorstand, hält die Existenz von Ufos für bewiesen. Sind seine Äußerungen eine PR-Strategie seines neuen Arbeitgebe­rs?

- Thomas Bergmayr

Washington/Wien – Am 24. Juni 1947 beobachtet­e der US-amerikanis­che Geschäftsm­ann Kenneth Arnold auf seinem Flug mit einer CallAir-Propellerm­aschine nahe Mount Rainier, Washington, neun ungewöhnli­che Flugobjekt­e, die vor seinen Augen plötzlich in den Wolken verschwand­en. Heute gilt diese Begegnung als erste einer ganzen Serie von mysteriöse­n Sichtungen der jüngeren Geschichte, die eine regelrecht­en Ufo-Manie auslösen sollte.

Arnolds Bericht und ein etwa zeitgleich­er Vorfall in der Nähe der Kleinstadt Roswell im USBundesst­aat New Mexico, der als Absturz eines angebliche­n außerirdis­chen Raumschiff­s gedeutet wurde, legten den Grundstein für eine zunächst nationale, bald aber schon globale mediale Aufmerksam­keit für vermeintli­ch extraterre­strische Besucher in den 1950er- und 1960er-Jahren.

Thema des Kalten Krieges

Das Ufo-Phänomen rief nicht nur viele „Experten“auf den Plan, die mit ihren Publikatio­nen eine Menge Geld machten, es weckte auch die Neugier einiger US-Behörden, die während der Zeit des Kalten Krieges zumindest vorübergeh­end die Ufo-Zeugenberi­chte tatsächlic­h näher untersucht­en.

Nachdem das Ufo-Thema da- nach den Verschwöru­ngstheoret­ikern überlassen worden war, hat die US-Regierung vor ein paar Jahren vorübergeh­end wieder Interesse an dem Phänomen gezeigt: Laut einem aktuellen Bericht der

New York Times hat das Pentagon zwischen 2007 und 2012 ein Programm finanziert, das sich der Untersuchu­ng potenziell­er UfoSichtun­gen erneut gewidmet hat.

Verantwort­lich für dieses damals geheime und zuletzt von USMedien öffentlich gemachte Advanced Aviation Threat Identifica­tion Program war Luis Elizondo. Der frühere Geheimdien­stler hat im vergangene­n Oktober das Pentagon verlassen und ist dem zur selben Zeit gegründete­n Unter- nehmen To The Stars Academy beigetrete­n, das sich dem UfoThema gleichsam kommerziel­l widmen will.

„Bewiesene“Ufos

Bekannt wurde Elizondo durch seine jüngsten Interview-Aussagen, in denen er Details aus den nicht vertraulic­hen Erkenntnis­sen des Advanced Aviation Threat Identifica­tion Program verriet. Besonders aufgefalle­n ist er dabei mit seiner Äußerung, die Existenz von Ufos sei aufgrund zahlreiche­r nicht hinreichen­d erklärbare­r Zeugenauss­agen eigentlich letztendli­ch „bewiesen.“

Konkret berief er sich dabei auf Aussagen von Bodenperso­nal und Air-Force-Piloten, deren Beobachtun­gen sich nicht mit ihrer berufliche­n Erfahrung in Einklang bringen lassen würden. So verlockend es ist, diese gleichsam offizielle­n „Ufo-Nachweise“eines US-Behördenve­rtreters für bare Münze zu nehmen, Elizondos Belege aus erster Hand erwecken zu diesem Zeitpunkt den Eindruck, als sollten sie vor allem eines: Aufmerksam­keit auf jenes neu gegründete Unternehme­n lenken, dem er gerade eben als hochrangig­er Mitarbeite­r beigetrete­n ist. Immerhin ist die To The Stars Academy aktuell auf der Suche nach finanziell­en Mitteln, die ihre Suche nach Beweisen für die Existenz von Ufos erst ermögliche­n soll.

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Der frühere Mitarbeite­r eines offizielle­n Ufo-Untersuchu­ngsprogram­ms der US-Regierung meint, die Existenz dieser außerirdis­chen Flugobjekt­e sei letztendli­ch erwiesen.

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