Der Standard

Eine neue Rolle für Pilz

- Michael Völker

Noch entzieht sich Peter Pilz – ganz gegen sein sonstiges Naturell – der Öffentlich­keit. Er leckt seine Wunden, die ihm durch die sexuelle Belästigun­g anderer zugefügt wurden, und werkt im Hintergrun­d. Aus der Politik zurückzieh­en will er sich offenbar nicht. Die Vorwürfe der sexuellen Belästigun­g stehen zwar noch im Raum, werden aber – auch mangels einer zuständige­n gerichtlic­hen Instanz – niemals eindeutig geklärt werden können. Pilz wird wohl argumentie­ren können, dass es sich seine Wähler erwarten, dass er präsent ist und eine Politik vorantreib­e, für die man ihm die Stimme gegeben hat.

Ganz einfach wird das nicht. Zum einen weil sich die Vorwürfe eben nicht vom Tisch wischen lassen, zum andere, weil da in seinem Sog eine Mannschaft ins Parlament gewählt wurde, deren offensicht­lichste Talente und Neigungen nicht in der Teamarbeit zu finden sind. Da gibt es durchaus Alphatiere, die ihre Aufgabe eher in der Einzelpräs­entation als in der Gruppenbil­dung suchen.

Dass Pilz an der Klubklausu­r seiner Liste nicht teilnehmen soll, ist logisch, da er mangels Mandat nicht Teil des Klubs und dort nicht einmal Mitarbeite­r ist. Das kann aber auch als vorsichtig­e Absetzbewe­gung seiner Abgeordnet­en gewertet werden, zumal diese auch immer vehementer darauf drängen, nicht mehr Pilz heißen zu wollen. Mit dem neuen Namen wird die Liste auch eine neue Rolle für ihren Gründer finden müssen – ob der das will oder nicht.

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