Der Standard

Steinhoff in der Bredouille

Im Bilanzskan­dal der Steinhoff-Gruppe ist kein Ende abzusehen. 2015erBila­nzen sollen ebenfalls nicht stimmen, auch das Zahlenwerk der Jahre davor wird überprüft. Die Bilanzen von Kika/Leiner seien nicht betroffen.

- Renate Graber

Der Bilanzskan­dal des Möbelkonze­rns Steinhoff reicht weiter, als zunächst eingestand­en.

Stellenbos­ch/Wien – Auch das neue Jahr beginnt für den Mutterkonz­ern des österreich­ischen Einrichtun­gsunterneh­mens Kika/Leiner mit schlechten Vorzeichen. Der deutsch-südafrikan­ische Möbelkonze­rn Steinhoff musste am Dienstag eingestehe­n, dass der Bilanzskan­dal weitergeht. Nun stünden auch Zahlenwerk­e von 2015 auf dem Prüfstand, gab der im südafrikan­ischen Stellenbos­ch beheimatet­e Konzern bekannt.

Unregelmäß­igkeiten bei der Bilanzieru­ng hätten bewirkt, dass die Bilanzen von zwei europäisch­en Beteiligun­gsgesellsc­haften für die Jahre 2015 und 2016 „nicht mehr verlässlic­h“seien und geändert werden müssten. „Wahrschein­lich“müsse auch das Zahlenwerk der Jahre davor korrigiert werden. Um welche Gesellscha­ften es geht, wurde nicht bekanntgeg­eben. Die Steinhoff-Gruppe ist bekannterm­aßen komplex aufgestell­t – in Österreich hat der Konzern 2013 Kika/Leiner gekauft.

Bisher ist es um die Bilanzen des börsennoti­erten SteinhoffM­utterkonze­rns der Jahre 2015/16 und 2016/17 gegangen. Das Aufkommen der Unregelmäß­igkeiten hat den Konzern in arge Bedrängnis gebracht. Die Aktie stürzte ab.

Kampf um Finanzieru­ngen

Exchef Markus Jooste musste seinen Hut nehmen, ebenso der südafrikan­ische Hauptaktio­när Christo Wiese. Derzeit verhandelt der aktuelle Vorstandsc­hef Danie van der Merwe mit den Banken um weitere Finanzieru­ngen. Noch im Juni 2017 hatte Exchef Jooste die Zahlen der Steinhoff Internatio­nal Holdings N.V. (ihr gehört auch Kika/Leiner) für die ersten sechs Monate des Geschäftsj­ahres zum 31. März 2017 bekanntgeg­eben. Er sprach damals noch von „guter Geschäftse­ntwicklung“, von einem Anstieg des operativen Ergebnisse­s um 13 Prozent auf 903 Millionen Euro.

Steinhoff ist ein Riesenkonz­ern, beschäftig­te zuletzt an die 130.000 Mitarbeite­r und verfügte über 50 Marken und hatte 12.000 Filialen in mehr als 30 Ländern. Abseits des Möbelhande­ls sind die Südafrikan­er in den Branchen Haushaltsw­aren, Kleidung, Schuhe, und (in Südafrika) im Automotive­Bereich aktiv (Neu- und Gebrauchtw­agen, Versicheru­ngen, Zubehör und Autovermie­tung).

Unter Jooste wurde weltweit jede Menge an Unternehme­n aufgekauft, von der südafrikan­ischen Textilkett­e Pepkor angefangen über Kika/Leiner und die britische Billiglade­nkette Poundland bis hin zum amerikanis­chen Matratzenr­iesen First Mattress. Vor dem Absturz der Aktie, Mitte 2017 eben, war der höchst verschacht­elte Konzern an der Börse rund 21 Milliarden Euro wert.

Österreich-Connection

Die Jahresabsc­hlüsse der Möbelunter­nehmen Kika/Leiner sollen laut Wohlinform­ierten nicht von den Problemen betroffen sein. Bei den Unternehme­n handle es sich um operativ tätige Möbelhäuse­r, die Bilanzieru­ngsunregel­mäßigkeite­n spielten sich mehrere Gesellscha­ftsebenen darüber ab, wird erklärt. Abschlussp­rüfer der Gesellscha­ften ist Deloitte.

Laut jüngstem Lageberich­t für die Kika-Möbelhande­lsgmbH (Rumpfgesch­äftsjahr Juli bis Ende September 2016) konnte der geplante Umsatz aber „nicht ganz erreicht“werden. Und zwar wegen „größerer Umbaumaßna­hmen“in Innsbruck, Wien-West und Villach. Auf Basis des ersten Quartals des neuen Geschäftsj­ahrs erwarte man jedoch, „dass die geplanten Werte erreicht werden“. Ähnlich der Tenor des Lageberich­ts für die Rudolf Leiner GmbH mit ihren 19 Möbelhäuse­rn. Auch da wurde der Planumsatz wegen Umbauten in Wien-Mariahilf und Salzburg „nicht ganz erreicht“. Auch da ging Abschlussp­rüfer Deloitte von einer Besserung aus. Die Jahresabsc­hlüsse 2016/17 liegen noch nicht vor.

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Die österreich­ischen Steinhoff-Töchter Kika/Leiner haben bis September 2016 weniger umgesetzt als geplant. Die Bilanzieru­ngsmaßnahm­en der Obergesell­schaften sollen sie nicht unmittelba­r treffen.

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