Österreich schwächelt bei Hilfe für Herzpatienten
Herz- und Kreislauferkrankungen sind die häufigsten Todesursache in Österreich. Medizinische Programme für Herzschwächepatienten könnten Leben retten, doch diese Hilfe werde nur regional angeboten, kritisieren Kardiologen. Sie fordern flächendeckende Betr
Wien – 41 Prozent der Sterbefälle in Österreich sind durch HerzKreislauf-Erkrankungen bedingt. Trotz jahrelanger Bemühungen stehe es um die Herzgesundheit nicht besonders gut. Ein Behandlungsprogramm für Herzschwächepatienten fehle, längst nicht alle Menschen mit Herzkranzgefäßerkrankungen erreichten die Behandlungsziele. Dies geht aus zwei aktuellen Studien in der Wiener klinischen Wochenschrift hervor.
Ein entscheidender Punkt bei den möglichen Verbesserungen könnte laut einem Positionspapier der Österreichischen Kardiologi- schen Gesellschaft (ÖKG) die Etablierung eines österreichweiten Versorgungs- und Behandlungsprogrammes (Disease-Management-Programm – DMP) für Patienten mit chronischer Herzschwäche sein.
350 Millionen Euro pro Jahr
Der niederösterreichische Experte Deddo Mörtl und seine Koautoren schrieben jetzt in der Fachzeitschrift: „2015 war Herzschwäche die häufigste Spitalsentlassungsdiagnose von Patienten über 65 Jahren. (...) Hausbesuchsprogramme und klinikbasierte multidisziplinäre Program- me haben die Wiederaufnahmeraten ins Krankenhaus binnen drei und sechs Monaten um 25 bzw. 30 Prozent reduziert. Die Sterblichkeitsraten fielen um 23 bzw. 44 Prozent.“
Aus internationalen Statistiken lasse sich ableiten, dass die chronische Herzschwäche das österreichische Gesundheitswesen pro Jahr rund 350 Millionen Euro koste, zwei Drittel davon entfielen auf die Aufwendungen in den Spitälern. Eine 30-prozentige Reduktion der Krankenhausaufnahmen von Betroffenen (durch ein DiseaseManagement-Programm; Anm.) wäre bereits kostenneutral, hatte der Kardiologe zuletzt erklärt.
Nun bemängelt er, dass „trotz überzeugender Hinweise für den positiven Effekt solcher in den vergangenen Jahrzehnten regional geführter Disease-ManagementProgramme nur wenige aktiv weiterverfolgt worden seien. Derzeit würde Österreich dringend solches flächendeckendes gramm benötigen.
In der Versorgung von Herzschwächepatienten kommt es auf die ständige Überwachung bzw. das Kontrollieren von Parametern wie Gewicht, Blutdruck und Herzfrequenz sowie der subjektiven Lebensqualität an. Zumeist erfolgt das primär durch Selbstkontrolle der Patienten. Laut einer Studie des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger nehmen aber nur 50 Prozent der Patienten die notwendigen Medikamente an 80 Prozent der Tage ein. ein Pro-
300.000 chronisch betroffen
In Österreich leiden rund 300.000 Menschen an chronischer Herzinsuffizienz. Im Fall des Falles liegt die Sterblichkeit innerhalb von fünf Jahren bei 50 bis 80 Prozent. Das Risiko für „Drehtürpatienten“ist hoch. 25 Prozent der mit der Diagnose Herzinsuffizienz aus dem Krankenhaus entlassenen Patienten müssen innerhalb von drei Wochen neuerlich in eine Klinik aufgenommen werden.
In der zweiten Studie in der Wiener klinischen Wochenschrift wurden im Rahmen des sogenannten Clarify-Registers 424 Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit (mit oder ohne Angina-pectoris-Symptomen) fünf Jahre lang beobachtet, wie die Wiener Kardiologin Irene Lang (Med-Uni Wien / AKH) und ihre Koautoren berichteten.
Die größten Mängel: Notwendige Ziele bei den Lebensstiländerungen wurden zu selten erreicht, ebenso die bei diesen Patienten sinnvolle Senkung der Pulsfrequenz auf in Ruhe unter 60 pro Minute, weil höhere Herzfrequenzen Angina-pectoris-Episoden auslösen können. (APA, red)