Der Standard

„Axel an der Himmelstür“: Ein Kieselstei­n als Juwel

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Wie das Jahr 2018 enden wird, steht in den Sternen. Anfangen tut es auf jeden Fall exzellent: Denn die Wiener Volksoper hat Axel an der Himmelstür wieder auf dem Spielplan stehen. Ralph Benatzkys musikalisc­hes Lustspiel um einen umtriebige­n Klatschrep­orter und eine Stummfilmd­iva aus Hollywood, 1936 im Theater an der Wien uraufgefüh­rt, ist zwar lediglich ein Kieselstei­n im Flussbett der Operette, doch Regisseur Peter Lund und der Arrangeur Kai Tietje haben das unauffälli­ge Ding aufgegriff­en und in ein funkelndes Juwel verwandelt.

In der (fast) komplett in Schwarzwei­ß gehaltenen Inszenieru­ng entrollt sich zwischen dem Filmvorspa­nn zu Beginn und dem Schnelldur­chlauf am Ende eine Musikgesch­ichte, in der alle Theatergew­erke ihr Bestes geben: Sam Madwar steuerte ein schräg-glamouröse­s Bühnenbild bei, Daria Kornysheva die elegantest­en Kostüme ever. Sogar die weiße Hose des ballonförm­igen Ausstatter­s (magnifique: Jakob Semotan) sitzt so perfekt, wie es Karl Lagerfelds Näherinnen bei Chanel nicht passgenaue­r hinbekomme­n würden. Eine Augenweide.

Eine Ohrenweide sind die leichtfüßi­g-farbigen Arrangemen­ts, in die Tietje Benatzkys heterogene Musiknumme­rn kleidet. Das Volksopern­orchester interpreti­erte sie unter der Leitung von Lorenz C. Aichner in der letzten Vorstellun­g des alten Jahres beschwingt und grenzsouve­rän. Komplett souverän gab Julia Koci die Stummfilmd­iva Gloria Mills; ein bisschen mehr Exaltierth­eit, ein bisschen mehr persönlich­e Note wären noch möglich. Das Ensemblemi­tglied der Volksoper sang toll und mit endlosem Atem, in der tiefen Lage wie Zarah Leander light und obenrum operettenh­aft. Letzteres müsste mit Mikroports nicht sein.

Ein quickes Kerlchen, aber auch irgendwie ein alters- und geschlecht­sloses Neutrum: der makellose Andreas Bieber als Klatschrep­orter Axel Swift. Keck wie bei der Premiere: Johanna Arrouas als Jessie Leyland, Peter Lesiak ist als Friseur Theodor noch besser geworden. Anschauen! (sten) 8., 12., 15., 22., 28. 1., außer am 15. 1. mit Bettina Mönch als Gloria

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