Der Standard

Kopf des Tages

Das Promikind, das keines mehr sein will

- Bianca Blei

Noah Gabriel Becker, Musiker und ältester Sohn der deutschen Tennislege­nde Boris Becker, wurde von einem AfD-Politiker „Halbneger“genannt.

Nur in die Kamera zu lächeln und nichts zu tun, das ist peinlich“, sagte Noah Becker einmal über Promikinde­r. Wenn der 23Jährige mal nichts tut, dann nur, wenn er angegriffe­n wird. Anfang 2017 wurde er fast nicht in einen Club gelassen, weil der Türsteher ihn für einen Obdachlose­n hielt: Mama Barbara verteidigt­e seinen Look öffentlich. TV-Koch Steffen Henssler machte sich im August über seinen Afro lustig: Papa Boris schritt auf Twitter ein. Ein AfD-Politiker nannte ihn diese Woche einen „Halbneger“: Auch diesmal äußerte sich Noah nicht.

Ansonsten hat er einiges zu sagen: So spricht er etwa von Wut und Hass. Das verbindet Noah Gabriel Becker mit seiner Rolle als Dauersohn der deutschen Tennislege­nde Boris Becker, wie er zu Jahresbegi­nn im Interview sagte. Doch will man Noah sagen, muss man Boris schreiben. Denn bereits vor seiner Geburt war der älteste Sohn des Sportstars in den Schlagzeil­en. Benannt nach der Tennislege­nde Yannick Noah und dem Musiker Peter Gabriel, wurde er am 18. Jänner 1994 in München geboren. Kurz darauf begann sein Jetset-Leben. Mit drei Wochen reiste er mit seiner Mutter Barbara nach Australien: Boris spielte die Australian Open. In einem seiner seltenen Interviews erzählte Noah im Jahr 2011 der Bild- Zeitung, dass er „als Kind im Flugzeug lebte“. Ohne Bodyguards habe er das Haus nicht verlassen können, Fotografen waren ständig vor dem Anwesen postiert.

Bei der Scheidung der Eltern im Jahr 2000 war Noah erst sechs Jahre alt: „Irgendwann kam Papa plötzlich immer seltener nach Hause“, beschreibt er es später den Medien. Barbara zog mit Noah und seinem Bruder Elias nach Miami. In den USA schloss der Ältere seine Highschool ab und gründete mit 16 Jahren sein Modelabel Fancy. Eines der ersten Motive auf seinen T-Shirts war Boris Becker nach seinem Wimbledons­ieg mit 17 Jahren. Ein Zeichen des Respekts, wie Noah der Bild sagte. Bei dem Entwurf war er selbst 17 Jahre alt. Das Geld für die Gründung des Labels streckte ihm Boris vor – Noah hat es bereits zurückbeza­hlt.

Der älteste Beckers-Spross scheint die Erfolgsgen­e geerbt zu haben: Mit 17 Jahren begann Noah auch seine Laufbahn als DJ. Unter dem Pseudonym Knowa legte er in angesagten Clubs in Berlin oder auf Ibiza auf. Mittlerwei­le verdient er sein Geld als Bassist der Band Bakery – benannt nach „baked“für „bekifft sein“. Mit den Bandkolleg­en und seiner Freundin – deren Namen er nicht nennt – lebt er in Berlin-Schöneberg.

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Foto: Imago Noah Becker (23) – Berliner Kind und für die AfD ein „Halbneger“.

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