Kriminalität steigt mit Flüchtlingszuzug
Deutsche Studie spricht von Zusammenhang aber differenziert
Hannover/Wien – In den Jahren zwischen 2014 und 2016 stieg im deutschen Bundesland Niedersachsen die Anzahl polizeilich registrierter Gewalttaten. Laut einer Untersuchung im Auftrag des deutschen Familienministeriums besteht dabei ein Zusammenhang mit dem Zuzug von Flüchtlingen. Damit gemeint sind nicht nur anerkannte Asylwerber, sondern auch Menschen, die Asyl beantragt oder einen Aufenthaltstitel erhalten haben. Ebenso erfasst werden abgelehnte Schutzsuchende oder jene, die sich ohne Aufenthaltstitel in Deutschland befinden.
Nahezu jede achte Gewalttat in Niedersachsen wird einer Person aus den zuvor genannten Gruppen zugerechnet. Zwischen 2014 und 2016 stieg die Zahl polizeilich registrierter Gewalttaten in dem Bundesland um 10,4 Prozent – zu 92,1 Prozent sei diese Zunahme Flüchtlingen zuzurechnen. Dies sei insofern nicht verwunderlich, als es sich bei einem spürbaren Anteil der Flüchtlinge um junge Männer in der Altersspanne handle, in der Menschen verstärkt straffällig seien, so die Studienautoren.
Außerdem geben die Autoren zu bedenken, dass Gewaltdelikte von Flüchtlingen aus unterschiedlichen Gründen mindestens doppelt so oft angezeigt würden wie jene deutscher Täter. Wenn es sich bei dem Opfer jedoch ebenfalls um eine nichtdeutsche Person handelt, so sinkt diese Zahl unter den Wert der deutschen Täter.
Bei 90 Prozent der Tötungsdelikte, bei denen Flüchtlinge als Verdächtige ermittelt wurden, waren andere Flüchtlinge oder Ausländer Opfer. Ebenso bei drei Vierteln der schweren Körperverletzungen, die von Flüchtlingen verübt wurden. Weniger straffällig waren Menschen, bei denen die Autoren gute Zukunftschancen in Deutschland sehen.
Ein wichtiger Aspekt des Problems sei, dass Flüchtlinge in Deutschland häufig in Männergruppen lebten – ohne Partnerin, Mutter, Schwester oder andere weibliche Bezugsperson, wie es in der Studie heißt. „Überall wirkt sich negativ aus: der Mangel an Frauen“, sagte der Kriminologe Christian Pfeiffer. Dieser Mangel erhöhe die Gefahr, dass junge Männer sich „an gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen orientieren“, heißt es in der Studie. Pfeiffer hält die Idee des Familiennachzugs deshalb für „nicht dumm“.
Anstieg auch in Österreich
Auch in Österreich gab es einen Anstieg der Zahl von Asylwerbern als Tatverdächtigen. Das geht aus den jüngsten Zahlen vom März hervor. Von 2015 auf 2016 stieg ihr Anteil um 54,1 Prozent auf 8,3 Prozent aller Verdächtigen. Dabei wurden besonders oft Afghanen, Algerier und Marokkaner als Beschuldigte genannt. Die am häufigsten registrierten Straftaten der Asylwerber waren 2016 Diebstähle, Körperverletzungen und Verstöße gegen das Suchtmittelgesetz. Die Opfer der Straftaten waren dabei zu 60 Prozent andere Asylwerber.
Bei der österreichischen Kriminalitätsstatistik handelt es sich um eine Anzeigenstatistik, die nichts über die Schuld der Verdächtigen aussagt. (red, dpa)