Der Standard

Pilz’ Comeback wird eher Rückkehr auf Raten

Klub verpasst sich demnächst ohne Listengrün­der Programmat­ik – und wohl bald auch neuen Namen

- Nina Weißenstei­ner

Wien – Zwei Monate ist Peter Pilz nach den Vorwürfen wegen sexueller Belästigun­g in zwei Fällen nun schon abgetaucht, ehe er rund um den Dreikönigs­tag wieder an die Öffentlich­keit treten will. An die selbstvero­rdnete Medienabst­inenz hat sich der publicityv­erwöhnte Ex-Güne weitgehend gehalten – sodass nicht einmal seine neuen Mitstreite­r ganz konkret wissen, wie Pilz sein Comeback vor Kameras, Mikros und Co konkret gestalten will.

Fest steht allerdings, dass der achtköpfig­e Parlaments­klub, angeführt von Peter Kolba, künftig auf eine gewisse Autarkie gegenüber ihrem Listengrün­der Wert legt. So soll die Klubklausu­r am 12. und 13. Jänner dezidiert ohne Pilz stattfinde­n – „es ist wichtig, dass uns dabei kein Über-Ich Ratschläge erteilt“, wie es ein Klubmitgli­ed ausdrückt. Dazu drängt nicht nur der Abgeordnet­e und jahrelange Pilz-Vertraute Alfred Noll, sondern auch der Ex-Grüne Bruno Rossmann auf eine Namensände­rung der Liste – „weil wir eine eigene Marke entwickeln müssen“, wie Letzterer meint.

Im Detail soll es bei der zweitägtig­en Zusammenku­nft um das Ausarbeite­n einer „gewissen Programmat­ik“gehen, auch wenn weiterhin kein Klubzwang herrscht, so Kolba. „Es bleibt beim freien Mandat, und es wird weiterhin keine Kommandost­rukturen geben“, verspricht der Klubchef.

Auch auf seiner Agenda: Weil Kolba aus gesundheit­lichen Gründen vorläufig nur interimist­isch die Klubleitun­g übernommen hat, will er zur Debatte stellen und nicht ganz ausschließ­en, ob man sich eventuell auf eine künftige Nachfolger­in einigen will – „auch wenn mir die Aufgabe Spaß macht“. Derzeit besteht der Klub zur Hälfte aus weiblichen Abgeordnet­en – nämlich Stefanie Cox, Martha Bißmann, Daniela Holzinger und Alma Zadic.

In Absprache mit Pilz selbst sei bereits akkordiert, dass er sich um das Konzept einer Parteiakad­emie kümmert – für die der Liste neben ihren Klubgelder­n in der Höhe von rund zwei Millionen etwas mehr als eine Million zur Verfügung stehen wird. Neben einer Art Thinktank will der Aufdecker, wie er selbst schon öfter kundgetan hat, dort auch für investigat­ive Arbeit sorgen.

Und angeblich auch auf Pilz’ To-do-Liste: das Schaffen von Parteistru­kturen – obwohl die Liste offiziell bloß über vier Mitglieder verfügt. Doch immerhin gibt es ebenfalls etwas mehr als eine Million an Parteiförd­erung.

Wie intensiv sich Pilz wieder in die Politik einbringen soll, wird bei der Klausur auch besprochen – und mit ihm in wechselsei­tigem Einvernehm­en geklärt, wie es heißt. Doch nicht alle im Klub halten eine Rückkehr in zentraler Rolle schon für ratsam, denn: „Dafür ist jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt“, sagt einer, „auch wenn er uns im Parlament schmerzlic­h abgeht.“

 ??  ?? Peter Pilz vor vielen Mikros am 4. November, als er seinen Mandatsver­zicht bekanntgeg­eben hat – bei der anstehende­n Klubklausu­r wollen sich Kolba, Holzinger und Co nun ohne ihn selbst finden.
Peter Pilz vor vielen Mikros am 4. November, als er seinen Mandatsver­zicht bekanntgeg­eben hat – bei der anstehende­n Klubklausu­r wollen sich Kolba, Holzinger und Co nun ohne ihn selbst finden.
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