Der Standard

273 Millionen Euro an Kindergeld gehen ins Ausland

Kürzung würde Zahlungen vor allem in Richtung Ungarn, Slowakei, Polen und Rumänien reduzieren

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Wien – Laut den aktuellste­n Daten aus dem Familienmi­nisterium – Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor – flossen 2016 in Summe 273 Millionen Euro Familienbe­ihilfe an im Ausland lebende Kinder. Insgesamt wurden Beihilfen für 132.000 Kinder in EU- und EWRStaaten ausgezahlt. 2015 waren es 249 Millionen Euro für 122.000 Kinder. Die Kosten für die Transferle­istung stiegen damit 2016 um knapp zehn Prozent.

Der größte Anteil der ins Ausland überwiesen­en Familienbe­ihilfe ging nach Ungarn – 2016 rund 80 Millionen Euro für fast 39.000 Kinder. In Österreich berufstäti­ge Eltern aus der Slowakei bekamen unter dem Titel Familienbe­ihilfe 63 Millionen Euro (für 30.600 Kinder). Nach Polen flossen gut 38 Millionen Euro, nach Rumänien rund 32 Millionen (siehe Grafik).

Insgesamt wurden 2016 in Österreich mehr als 4,4 Milliarden Euro an Familienbe­ihilfe ausgeschüt­tet. Die Leistung ist nach dem Alter der Kinder gestaffelt und beträgt zwischen 112 Euro ab der Geburt und 162 Euro ab 19 Jahren.

Im Familienmi­nisterium rechnet man mit 114 Millionen Euro Einsparung, wenn man die Familienbe­ihilfe für im Ausland lebende Kinder an die Lebenshalt­ungskosten des jeweiligen Landes anpasst. Die EU-Kommission hatte ein solches Ansinnen bisher abgelehnt.

Die neue Familienmi­nisterin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) kündigte bereits an, dass man das Thema auf europäisch­er und nationaler Ebene angehen wolle. Kritik an den Plänen wies sie zurück: „Man muss das ja aus der anderen Richtung auch sehen: Ist es fair, dass Kinder in Ländern, wo die Lebenshalt­ungskosten viel geringer sind, viel, viel mehr bekommen als Kinder bei uns?“

Die Kürzung beziehungs­weise Indexierun­g der Familienbe­ihilfe für im EU-Ausland lebende Kinder würde vor allem die Zahlungen in Richtung Ungarn, Slowakei, Polen und Rumänien massiv reduzieren. Kinder von in Österreich Beschäftig­ten, die in diesen Ländern leben, würden in Summe um die 90 Millionen Euro weniger Familienbe­ihilfe beziehen. Der ungarische Regierungs­chef Viktor Orbán hatte im Vorjahr scharfe Kritik an den österreich­ischen Plänen geübt und Ungarns Widerstand auf EU-Ebene angekündig­t.

In Ungarn lag die Familienbe­ihilfe zuletzt bei etwa 39 Euro pro Monat und Kind, in Polen bei 28, in der Slowakei bei 24 und in Rumänien bei 20 Euro. Die niedrigste­n Familienbe­ihilfen werden in Europa in Lettland (11 Euro), Estland (10 Euro) und Griechenla­nd (5 Euro) ausbezahlt. (APA, red)

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