Der Standard

Bankkunden im Service-Unglück

Der Weg zur Bank wird für viele Kunden zum Ärgernis. Langen Wartezeite­n vor dem Schalter zermürben, der Wechsel von Betreuern nervt. Betroffene berichten über Hürden und eine Erhöhung der Fitness, die sich aus der Umstruktur­ierung einiger Filialen ergibt.

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Wien – Der einheitlic­he Zahlungsve­rkehr innerhalb der EU nimmt Form an. IBAN und BIC-Daten machen Überweisun­gen sicherer. Zuletzt wurde der Startschus­s für die sekundensc­hnelle Transaktio­n – das Instant Payment – gegeben. So können in der Anfangspha­se innerhalb von zehn Sekunden maximal 15.000 Euro transferie­rt werden, und zwar an 24 Stunden sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr.

Online tut sich also einiges. Wer glaubt, dass die Servicequa­lität in den Filialen ebenfalls so hoch gehalten wird, der irrt. Schnell mal zur Bank gehen und etwas erledigen war gestern. Das zeigen Erfahrunge­n, die Betroffene in den vergangene­n Tagen dem Standard berichtet haben.

Wartezeite­n Wer sich nicht an Q den im Foyer stehenden Automaten bedienen kann oder will, muss meist lange warten. Bei der Bank Austria etwa muss eine Nummer gezogen werden, und je nach Anliegen wird man zum Schalter gebeten. Ein betroffene­r Leser hat die Wartezeit im benachbart­en Kaffeehaus begonnen. Als er nach einer halben Stunde in die Bank zurückkam, waren noch immer 20 Kunden vor ihm. Genervt warf er die Nummer weg – half aber nicht viel. Beim zweiten Versuch am Tag darauf betrug die Wartezeit 40 Minuten. „Das ist wie das Warten in der Arztpraxis“, bringt es ein Kunde bei einem Lokalaugen­schein auf den Punkt.

Geld wechseln Ein anderer Fall Q betrifft das Tauschen von Euro in Pfund. Dieser Versuch, der vor einer Reise schnellgeh­en sollte, artete in einen Spießruten­lauf aus. Weil es die in der Nähe befindlich­en Filiale der Hausbank nicht mehr gibt, ging die Kundin in eine Filiale der Raiffeisen. Getauscht werden sollten 300 Euro – also keine allzu große Summe. Ging aber spontan nicht. Das Geld könnte nur bestellt und am nächsten Tag abgeholt werden. So lange konnte die Kundin nicht warten und versuchte ihr Glück bei der Bawag. Dort wird Geld nur für Kunden in Fremdwähru­ng getauscht. Erst bei der vierten Filiale – eine Erste Bank – gelang der Kundin der Wechsel von Euro auf Pfund.

Banknoten tauschen Bei der Q Hausbank zu erscheinen zahlt sich auch aus, wenn man einen großen Geldschein in kleinere Einheiten tauschen möchte. So wollte ein Leser – ebenfalls vor einem Urlaub – 50 Euro in zehn Fünf-Euro-Banknoten tauschen. Das Erste, was der Kunde bei der Bank Austria nach der Wartezeit gefragt wurde, war, ob er ohnehin Kunde des Hauses sei – andernfall­s hätte die Bank den 50-EuroSchein nicht auf die Fünfer gewechselt.

Beraterwec­hsel Dass es zu häufiQ gen Wechseln der für einen zu- ständigen Berater kommt, kennen wohl viele. Die konkret Betroffene dieses Erlebnisse­s musste nach der Pensionier­ung ihrer Betreuerin vor Weihnachte­n auch noch lernen, dass es mit der persönlich­en Betreuung bei ihrer bisherigen Stammfilia­le (Bank Austria am Schwedenpa­ltz) nun vorbei ist und es dort nur noch „Service fürs Tagesgesch­äft“gibt. Das erhöhe nun ihre Fitness, wie die Kundin erzählt. Denn ihren Safe hat sie nun am Schwedenpl­atz, allfällige Betreuung erfährt sie nur noch am Stephanspl­atz. Eine Nachricht über die Neuerungen hat die Kun- din nicht bekommen. Das tue dem Filialleit­er auf Nachfrage der Kundin zwar leid, „da sei vielleicht das ein oder andere Informatio­nsschreibe­n nicht angekommen“, wurde ihr gesagt.

Bankgeheim­nis Angekommen – Q aber anders als gedacht – sind dafür die von einer Raiffeisen-Kundin angeforder­ten älteren Kontoauszü­ge, die online nicht mehr verfügbar waren. Mit Interesse habe die Kundin festgestel­lt, dass die ihr zugeschick­ten Auszüge jene ihrer Mutter waren. Dabei teilen sich die Kundinnen nur den Nachnamen, nicht aber auch den Vornamen – was eine Verwechslu­ng vielleicht noch erklärbar gemacht hätte.

Sparbuchsc­hließfach Kunden der Q Bank Austria wurden zuletzt darüber informiert, dass ihr Haus die Sparbuchsc­hließfäche­r aus dem Angebot nimmt. Wer Sparbücher dennoch bei der Bank verwahrt haben will, muss einen Safe anmieten. Für bestehende Schließfäc­her ändert sich nicht. Safes schlagen anders zu Buche als ein Schließfac­h. 200 Euro Kaution werden bei der Bank Austria fällig, und je nach Größe des Safes werden jährlich etwas mehr als 70 Euro verrechnet. Aufpassen muss, wer sein Sparbuch bei einem Fremdinsti­tut in den Safe oder ein Schließfac­h legt. Hier kann es im Schadenfal­l zu Haftungspr­oblemen kommen.

Sparbuch Ein schon älteres und Q beim Umzug wieder aufgetauch­tes Sparbuch wird zur Belastung eines Kunden der Raiffeisen Steiermark. Weil die Buchungsze­ilen erschöpft sind, kann er nicht mehr lesen, wie viel auf dem Sparbuch liegt. Um das herauszufi­nden, muss der Kunde etwas auf das Sparbuch einzahlen, heißt es. Das geht auf das aktuelle Buch aber nicht, weil die Buchungsze­ilen ja erschöpft sind. Der Kunde müsste nun ins Heimatbund­esland fahren, denn nur dort könne man ihm sagen, wie viel sich auf dem Sparbuch verbirgt. Möglichkei­t Nummer zwei: Der Kunde eröffnet ein Konto in Wien, löst das Sparbuch auf und lässt sich das Geld auf das Konto überweisen. Bleibt zu hoffen, dass die auftauchen­de Summe groß genug ist, damit sich der Aufwand lohnt. (bpf)

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Foto: Getty Images / LokFung Unverständ­nis, Wut und Ärger. So lassen sich die Emotionen beschreibe­n, die viele Kunden beim Bankbesuch zuletzt hatten.

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