Das Chili con Carne von nebenan
In Wien arbeitet eine junge Unternehmerin an einem Online-Marktplatz für Lebensmittel – und den Geschichten dahinter
Wien – In ihrer Wohnung hat alles seinen Platz: Die Marmeladengläser, von dunkel nach hell auf dem Regal aneinandergereiht, daneben das biologische Distelsamenöl mit dem Balsamico, auf der anderen Seite der Wand Kochbücher, die Rezepte zu den Jahreszeiten Herbst und Winter enthalten. „Ich habe schon immer gern gekocht“, sagt Theresa Imre, die an dem Küchentisch Platz genommen hat. Die 27-Jährige trägt weiße Hauspatschen, eine schwarze Jogginghose und eine Weste. Ihre Leidenschaft, das Essen, habe sie nun zu ihrem Beruf gemacht.
Denn Theresa Imre ist Gründerin des Start-ups markta, bei dem Lebensmittel von Bauern aus der Region auf einem Online-Marktplatz angezeigt werden sollen. Vor allem Städter sollen so eine schnelle Übersicht zu regionalen Lebensmitteln bekommen und diese direkt nach Hause bestellen können. „Die Plattform soll eine Schnittstelle sein zwischen Produzenten, Künstlern und den Kunden“, sagt Imre.
Eigentlich ist die gebürtige Stainzerin Unternehmensberaterin, in der Beratung „kochen aber alle nur mit heißem Wasser“, meint sie. Schon deshalb startete sie vor etwa drei Jahren den Essensblog „Eingebrockt & Ausgelöffelt“, zusammen mit ihrer Freundin und Fotografin Anna Zora. „Wir wollten die alten Rezepte der Oma wiederbeleben.“In einer kleinen Gangküche habe sie zu kochen begonnen und regelmäßig Geschichten zu Rezepten verfasst.
Lokaler Handel
Wenn sie von ihrem neuen Projekt erzählt, beginnen ihre Augen zu leuchten: „Heute gehört der gesamte Lebensmittelmarkt in Österreich nur einigen wenigen Handelsketten“, meint Imre. Als Kunde sei man sehr stark von glo- balen Strukturen abhängig, Äpfeln werden aus Neuseeland oder Avocados aus Lateinamerika importiert. Das schwäche die lokale Landwirtschaft in Österreich, glaubt Imre.
Im Somer 2016 startete sie deshalb die Plattform markta als ein Projekt auf ihrer Universität. Ein Jahr darauf spielte eine Crowdfunding-Kampagne über 43.000 Euro in das Projekt ein.
Vermarktung der Bauern
Auf dem Tisch breitet Imre einige Postkarten aus, auf denen Bauern mit ihrem Fleisch oder Gemüse zu sehen sind. Neunzig Produzenten aus Österreich seien bis jetzt bei dem Projekt dabei. Auf markta haben sie ein eigenes Profil, wo sie ihre Produkte online stellen. „Viele Bauern wissen nicht, wie man sich richtig vermarktet, haben oft nicht einmal eine E-Mail-Adresse“, sagt Imre. Mit markta seien sie deswegen zu jedem Betrieb gefahren und hätten Fotos der Produkte und Interviews mit den Bauern gemacht. Auf der Website sollen die Geschichten zu den Landwirten erzählt werden, zusätzlich sollen Videos von der Produktion und dem Alltag am Hof gedreht werden, indem Künstler mit den Landwirten vernetzt werden. Schon jetzt schei- nen ausgewählte Produkte wie auf einem Versandhandel auf der Vorab-Website auf: vom Bauernbrot bis zu Chili con Carne, Linsen und Salat – mit den jeweiligen Entfernungen zu den Landwirten. markta erhalte bei jedem Kauf eine Provision, für die Produzenten falle keine Startgebühr an.
Die Produkte können dann entweder direkt am Hof, bei Greißlereien in der Stadt abgeholt, oder mit der Post zugesandt werden. Ein logistisches Großunterfangen, wie auch Imre zugibt. Ob dann jedes Produkt einzeln verpackt und versandt werden soll? Man werde mit Logistikzentren in Städten zusammenarbeiten, um die Produkte so gesammelt verschicken zu können. Ab März möchte man mit der Website offiziell online gehen. Die Pläne von Imre reichen aber noch um einiges weiter: „Vielleicht können wir 2019 ins Ausland gehen und dann auch Südtirol oder Slowenien mit lokalem Essen beliefern.“