Der Standard

Ausfahrt Bildschirm­pension

- Michael Wurmitzer

Wie wird man einen Serienhaup­tdarstelle­r möglichst elegant los? Entweder man tötet ihn oder macht ihn zum straucheln­den Helden. Im Fall bereits lange Jahre Dienst tuender TV-Kommissare ist letztere Ausfahrt in die Bildschirm­pension eine naheliegen­de.

Ulrike Folkerts als Lena Odenthal ermittelt also im Tatort aus Ludwigshaf­en in gleich zwei Fällen vom Kollegen ziemlich alleingela­ssen, denn Andreas Hoppe alias Mario Kopper ist bedrückter Stimmung. Im Finale seiner Ermittlert­ätigkeit seit 1996 wird er brutal mit seinen sizilianis­chen Wurzeln konfrontie­rt. Kopper heißt denn die Folge.

In unglücklic­her Zuspitzung anfangs glückliche­r Umstände erschießt er außer Dienst einen jungen Mafioso. Das trübt die Freude über das zeitgleich­e Wiedersehe­n mit seinem alten Jugendfreu­nd Sandro jäh. Die Koinzidenz nährt bald Skepsis. Alte Freundscha­ft ist aber ein besond’res Band.

Wer aus dem Sommerurla­ub noch ein paar Brocken Italienisc­h in sich trägt, kann sie so ausgraben, wie es die Mafia mit alten Giftmüllfä­ssern tut, die sie dank EU-Subvention­en mehr als kostendeck­end noch ein zweites Mal entsorgen lässt.

Die „italienisc­h organisier­te Kriminalit­ät“köchelt mit – keine Spoiler – Strangulat­ion im Gefängnis, Kronzeugen­schutzprog­ramm, italienisc­hem Edelrestau­rant namens Stradivari und dunklen Anzügen gesetzmäßi­g vor sich hin. Erwartbar auch die Feststellu­ng: „Die größten Sauereien bringen das meiste Geld.“Der Vorgesetzt­e Benninger ist für Odenthals Falllösung­svorhaben ein Hemmschuh erster Güte. Dazu passt eine andere mafiöse Offenbarun­g des Abends: „Kommandier­en ist besser als Ficken.“Ein solides Ciao. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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