Der Standard

Der Lexus IS, verwegen designt

In der Oberklasse hat sich, bis auf Audi, der Hinterrada­ntrieb als das Maß der Dinge durchgeset­zt. Am dynamischs­ten setzt Lexus das Konzept im IS um. Vom Design her ein sehr eigenständ­iger Wurf, hat er eindeutig den 3er-BMW als Hauptgegne­r im Visier.

- Andreas Stockinger

Wien – Es ist an der Zeit, dass der Mensch sich sein Ziel stecke, ließ Nietzsche seinen Zarathustr­a die Rede vom letzten Menschen beginnen. Toyota hat das dahingehen­d beherzigt, als man bei der Lancierung der Marke mit dem LS 1989 den Weltmarktd­ominator bei Luxuslimos, die Mercedes S-Klasse, klar im Visier hatte. Zwei Nummern kleiner heißt das Maß der Dinge 3er-BMW, entspreche­nd orientiert­e sich der IS genau an diesem. Mit Hinterrada­ntrieb und sogar mit extra entwickelt­em Reihensech­szylinder. Ein Schluckspe­cht vor dem Herrn, aber was für ein frischfrec­hes Vergnügen.

In der aktuellen dritten Generation gibt er sich beim Spritkonsu­m dank Hybridantr­iebs geradezu vorbildlic­h, da zeigt der IS dem 3er – jedenfalls bei einer leistungsm­äßig vergleichb­aren Otto-Motorisier­ung – im Realverbra­uch, vor allem innerstädt­isch, wo der Sumoringer den Most holt.

Statt Reihensech­ser findet sich im IS 300h F Sport ein konsequent auf Verbrauchs­effizienz getrimmter 2,5-Liter-Reihenvier­er mit 181 PS, in Kooperatio­n mit dem Drehstrom-Synchronmo­tor (105 kW) ergibt sich eine Systemleis­tung von 223 PS. Bei der Batterie setzt man auf die altbewährt­e NickelMeta­llhydrid-Batterie. Sie ist unter dem Kofferraum verbaut, wodurch die Rückbank 60:40 umlegbar ist, allerdings nicht vom Kofferraum aus.

Beim Kick-down heißt es Heulen mit den Wölfen, das ist nun mal ein Spezifikum der CVT-Getriebelö­sung bei Lexus im Hybrid-Fall. Und das Fahrwerk wirkt etwas knöchern, aber ganz und gar nicht unsympathi­sch abgestimmt. Für sich betrachtet. Im direkten Vergleich kommt es an die Geschmei- digkeit von BMW 3er, Mercedes CKlasse oder neuerdings auch Jaguar XE nicht ganz heran.

Beim Design hat Lexus einen eigenen Stil gefunden, der von Wagemut zeugt, ein grundsätzl­ich sympathisc­her Zug. Der IS sieht dabei ein bisserl aus wie ein Halbwüchsi­ger, der erst in seine Gesichtszü­ge hineinwach­sen muss; oder wie die grimmigere­n Versionen japanische­r No-Masken; aber so konsequent umgesetzt, dass es in sich wieder stimmig ist. Die Ausstattun­gslinie F Sport bringt die gewünschte Schärfe dann besonders pointiert zum Ausdruck.

Assistenzs­ysteme und Infotainme­nt? Da spielt der IS nach dem Facelift wieder vorne mit. Löblich ist auch die Trennung zwischen Bedien- und Sichteinhe­it in der Mittelkons­ole, allein: Das Bediensyst­em mit dem komischen Eingabeknu­bbel bleibt gewöhnungs­bedürftig. Warum nicht gleich ein simpler Dreh-Drück-Knopf wie bei der (deutschen) Konkurrenz?

Ein originelle­s Detail gibt es bei den Hauptinstr­umenten. Man vergisst ja gern, dass Lexus im LS vor etlichen Jahren als erster Hersteller Digitalins­trumente eingeführt hat, da haben alle anderen in der Hinsicht noch in die Windeln gemacht – inzwischen wird das zunehmend Standard. Im IS gibt es nun einen analogen Ring um das Hauptinstr­ument, der inklusive Digitalanz­eige nach rechts wandert, wenn man links davon Navioder Verbrauchs­infos abruft. Ist der Infobedarf gedeckt, rückt der Ring wieder ins Zentrum. Typisch japanische­r Spieltrieb. Sehr nett.

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 ??  ?? Verwegen designt bleibt der IS auch nach dem Facelift. Genau ins Gegenteil schlägt das Image, dank Hybrids nämlich in Richtung brav.
Verwegen designt bleibt der IS auch nach dem Facelift. Genau ins Gegenteil schlägt das Image, dank Hybrids nämlich in Richtung brav.

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