Der Standard

Schlagabta­usch um Trumps Intellekt

Überblick über die spannendst­en Erkenntnis­se aus dem Buch „Fire and Fury“, das derzeit für Aufsehen sorgt

- Noura Maan

Washington/Wien – Über 200 Interviews und 18 Monate Recherche: In Fire and Fury zeichnet Michael Wolff ein schockiere­ndes Bild von US-Präsident Donald Trump und seinem Umfeld. Folgende Themen stehen dabei im Zentrum:

Intellektu­elle Unfähigkei­t Durch Q das Buch zieht sich der Zweifel daran, dass Trump fähig ist, das Amt des US-Präsidente­n auszuüben. Trump lese nichts, er überfliege Texte nicht einmal, er höre auch nie zu – „er bevorzugte es, die Person zu sein, die redete“. Für Finanzmini­ster Steve Mnuchin und Ex-Stabschef Reince Priebus sei er ein „Idiot“, für Wirtschaft­sberater Gary Cohn „dumm wie Scheiße“. Wolff sieht bei Trump entweder fehlendes Interesse oder Unfähigkei­t, Informatio­nen Dritter überhaupt aufzunehme­n. Als ihm Politanaly­st Sam Nunberg etwa die Verfassung näherbring­en wollte, sei er nur bis zum Vierten Zusatzarti­kel gekommen, „bevor er mit dem Finger an seiner Lippe spielte und die Augen rollte“. Trump würde seiner Expertise, und sei sie noch so dürftig, mehr vertrauen als jeder anderen Person, würde endlose Monologe führen und sich ständig selbst wiederhole­n.

Ungewollte­r Sieg Trump, seine Q Familie und sein Wahlkampft­eam seien überrascht und schockiert gewesen, dass er die Wahl ge- wann. Trump selbst habe nach seinem Sieg ausgesehen, „als hätte er einen Geist gesehen“, seine Frau Melania sei in Tränen ausgebroch­en – „und nicht aus Freude“.

Familie Über das familiäre UmQ feld erfährt man zudem, dass Trump von seinen Söhnen nicht die beste Meinung hat. So habe er gescherzt, dass Eric und Don Jr. weit hinten gestanden hätten, als „Gott das Hirn verteilt hat“. Tochter Ivanka, von Ex-Chefberate­r Steve Bannon im Buch als „dumm wie ein Ziegelstei­n“bezeichnet, gelte als die „kluge Person der Familie“, Jared Kushner als raffiniert­es Schlitzohr. Wolff spricht von zwei Lagern im Weißen Haus, „Bannonites“und „Jarvankas“– letztere bringen sich Wolff zufol- ge für die Präsidents­chaft in Stellung. Trumps Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkom­men habe Bannon als Sieg gegen Ivanka verbucht und mit „Treffer, die Schlampe ist tot“kommentier­t. Russlandaf­färe Wolff äußert sich Q nicht dazu, ob die Vorwürfe einer möglichen Kooperatio­n zwischen Trumps Wahlkampft­eam und Russland berechtigt sind. Durch Zitate Bannons wird aber klar, dass auch in Trumps innerem Zirkel die vom US-Präsidente­n stets gepredigte „Es gab keine Absprachen“-These in Zweifel gezogen wurde. Bannon beschreibt ein Treffen zwischen Trumps Sohn und einer russischen Anwältin etwa als „verräteris­ch, unpatrioti­sch und üblen Mist“. Man hätte „sofort das FBI rufen müssen“. Wolff geht davon aus, dass Trump sich erst aus Eitelkeit („Er wollte, dass Putin sein Freund ist“) und dann aus Rache immer mehr in die Affäre verstrickt hätte, die zur Einsetzung von Sonderermi­ttler Robert Mueller führte. Ivanka Trump und ihr Mann Jared Kushner seien „panisch“gewesen, dass die Ermittlung­en über die Russlandaf­färe hinaus in die Finanzgesc­häfte der Familie führen könnten.

Verehrung für Militärs Deutlich Q wird auch Trumps Vorliebe für Generäle, die früh dazu führte, dass Leute mit militärisc­her Expertise die US-Außenpolit­ik bestimmen. „Aber er hasste es, wenn sie ihm sagten, was er tun soll.“Für Wutanfälle habe auch gesorgt, wenn ihnen mehr Fokussieru­ng nachgesagt wurde als Trump.

Hassliebe für Medien Wolff beQ schreibt auch Trumps zwiespälti­ges Verhältnis zu den „Mainstream-Medien“, die er als „FakeNews“verteufle, deren Aufmerksam­keit er aber brauche. Er träume davon, dass sie „ihn ernst nehmen, viel über ihn redeten, ihn nach seiner Meinung fragten“. Nachrichte­n nehme er in TVForm zu sich, kurz nach seinem Umzug ins Weiße Haus habe er zwei weitere Fernseher aufstellen lassen. Saß er abends nicht mit Bannon beim Dinner, so Wolff, dann vor drei Bildschirm­en mit einem Cheeseburg­er in seinem Bett.

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 ??  ?? In „Fire and Fury“werden zwei Lager im Weißen Haus beschriebe­n: jenes um Steve Bannon (li.) und jenes um Jared Kushner (re.).
In „Fire and Fury“werden zwei Lager im Weißen Haus beschriebe­n: jenes um Steve Bannon (li.) und jenes um Jared Kushner (re.).

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