„Gezielte Störmanöver“
Auch diese Woche gibt es wieder eine Entscheidung, wo die Niki-Insolvenz abgehandelt wird. Das Angebot des Gründers der Fluglinie, Niki Lauda, soll preismäßig wesentlich unter jenem von Käufer IAG gelegen sein.
Der Niki-Verkauf beschäftigt nach wie vor die Gerichte. Beim Konzern geht die Angst um, dass der Käufer IAG abspringen könnte.
Wien – Diese Woche wird es rund um die Insolvenz der Fluglinie Niki noch einmal spannend. Heute, Montag, dürfte das Landesgericht Korneuburg über einen Insolvenzantrag entscheiden, den die Flugrechteplattform Fairplane eingebracht hat. Sollte das Gericht den Antrag nicht wie im vorigen September erneut abweisen, würde ein Sekundärinsolvenzverfahren in Österreich stattfinden. Das Primärverfahren ist ja schon in Deutschland anhängig (das Vorverfahren jedenfalls), eine Beschwerde dagegen liegt beim zuständigen Berliner Landgericht.
Die Entscheidungen des Gerichts sind folgenschwer. Sollte das Primärverfahren in Österreich landen, müsste der Niki-Verkauf erneut verhandelt werden. Gemäß jetzigem Stand der Dinge soll die Airline an den britisch-spanischen Luftfahrtkonzern IAG/Vueling gehen. Er zahlt 36 Millionen Euro, nimmt 740 Arbeitnehmer.
Angst vor Rückzieher
Vor allem bei Niki geht derzeit die Angst um, dass die Käufer angesichts der Unwägbarkeiten abspringen könnten. Laut Insidern der einst von Niki Lauda gegründeten Airline vermutet man „gezielte Störmanöver“, um den Deal noch zu verhindern. Wie berichtet hat sich auch Lauda selbst um den Erwerb von Niki bemüht, über seine Lauda Motion und mit dem britischen Reiseveranstalter Thomas Cook und dessen Tochter Condor. Gerüchte, Lauda könnte hinter dem ersten Konkursantrag gegen Niki gestanden sein, weist er zurück. Ebenso Verbindungen zu Fairplane, bei dessen österreichischer Anwaltskanzlei jener Jurist tätig ist, der in Laudas Ära Personalchef von Niki war. Zu ihm habe er keinen Kontakt mehr, sagte Lauda zum STANDARD.
Und er ist nach wir vor der Meinung, das bessere Angebot gelegt zu haben, beim Preis etwa sei man mit IAG gleichauf gelegen. Aus Informationen, die dem STANDARD vorliegen, erhärtet sich das nicht. IAG zahlt 20 Mio. Euro für die Assets und schießt 16,5 Mio. Euro Liquidität in die Masse ein, macht 36,5 Mio. Euro. Die Gruppe Lauda bot 32 Mio. Euro, davon sollten aber 12,75 Mio. in die Masse gehen. Davon sollten 8,5 Mio. von Lauda kommen, der Rest von Condor. Der eigentliche Kaufpreis wäre also bei rund 20 Mio. Euro gelegen. Lauda sieht es anders, man habe 1,5 Mio. Euro pro Flieger und Slot geboten, es sei noch alles nach oben offen gewesen.
Auch bei der Darstellung, Lauda hätte Niki zu einer ÖsterreichLinie gemacht, scheiden sich die Geister. Laut in den Angebotsprozess Involvierten wären bei Laudas Angebot nur rund 30 Prozent der Flüge aus Wien weggegangen, der große Rest aus Deutschland.
30 Prozent aus Wien
Auch das stimme so nicht, meint Lauda auf Anfrage. Er hätte einen neuen Flugplan erstellt und dann entschieden, welche Slots von Wien aus zu bedienen sind. Er hätte die „Basis der Airline nach Wien geholt“, ist er sicher.
Was die Mitarbeiterzahl angeht, hätte die Gruppe Lauda gemäß Angebot 600 bis 650 Leute übernommen, im Vergleich zu den 740 von IAG. Auch den Vergleich lässt Lauda nicht gelten. Bei seinem Angebot sei das von der Zahl der Flieger abhängig gewesen, und da sei eben alles noch offen gewesen.
Bei einer Betrachtung aber weiß sich Lauda mit vielen Beobachtern einig: „Es war noch nie da, dass sich zwei Länder um eine Insolvenz streiten.“