Der Standard

Restnestwä­rme

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Österreich ist endlich offiziell angekommen in der neuen Zeit, in der Fairness. Alles ist märchenhaf­t hier. Die schöne neue Welt ist so ungestüm über uns hereingebr­ochen wie der Sturm, der Dorothy ins Land des Zauberers von Oz brachte. Wer die gute und wer die böse Hexe ist, ist diesmal noch nicht ganz klar. Aber es wird sich schon noch klären lassen. Wer Flüchtling­e in Massenquar­tieren am Stadtrand unterbring­en will, hat ganz gute Karten für die Besetzung. Jemand, der ungeniert die Unwahrheit sagt, aber auch.

Wer in Österreich Hartz IV installier­en möchte, obwohl die Evaluierun­g in Deutschlan­d fast durchgehen­d negative Auswirkung­en ans Tageslicht brachte, eigentlich ebenfalls. Die Wahl der Hexe ist gleichzeit­ig auch die Qual der Wahl. Während das Land eifrig vor sich hin optimiert wird, muss man aber nicht in Winter-iscoming-Starre verfallen. Man kann sich immer noch einbringen. Ja, es wird kälter und harscher. Und die Zivilgesel­lschaft muss darauf reagieren.

Die Restwärme: Wir, die wir Zivilgesel­lschaft sind, können sie speichern, hegen und weitergebe­n wie die Maus Frederick die Sonne im gleichnami­gen Märchen. Wir können uns unterstütz­en und wertschätz­en. Wenn die Zeiten im Zeichen der Missgunst stehen, können wir diejenigen sein, die einander stärken. Die schlechte Nachricht: Jemand anderer wird es eher nicht tun. Die gute: Wir sind viele.

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